Daniel 11,2-8
Heutige Bibellese:
Daniel 11,2-35 / 1.Johannes 5,1-21 / Psalm 122,1-9 / Sprüche 28,24
Daniel empfing diese Weissagung zur Zeit des Kyrus (10,1). Die vier persischen Könige, die noch kommen sollten (V.2), sind Kambyses (530-522 v.Chr.), Gautama (d.i. Pseudosmerdis 522 v.Chr.), Darius I. (521-486 v.Chr.) und Xerxes I. (486-465 v.Chr.). Xerxes I. wurde außerordentlich reich. Unter ihm erreichte das Perserreich den Höhepunkt seiner Macht. Xerxes versuchte alles, um auch Griechenland unter seine Herrschaft zu bekommen. Er rekrutierte dazu fast das ganze damals bekannte Asien und erlitt dennoch in der Seeschlacht von Salamis (480 v.Chr.) eine schmachvolle Niederlage. Die Verluste an Menschenleben und Schätzen waren enorm.
Trotz ihres Sieges löste dieser Krieg bei den Griechen einen starken Hass auf die Perser aus. Die weitere Geschichte Persiens wird übersprungen, weil der Hauptgrund für den Angriff der Griechen auf die Perser mit dem von Xerxes begonnenen Krieg bereits genannt ist. 150 Jahre später nahm Alexander der Große („ein tapferer König“) bei den Persern Rache, besiegte die Perser (8,6-7) und gelangte innerhalb kürzester Zeit zu gewaltiger Macht. Nach gut zehn Jahren (336-323 v.Chr.) starb Alexander an Malaria. Er hinterließ zwei Söhne (der zweite wurde kurz nach seinem Tode geboren), die aber beide ermordet wurden.
Es entstand ein Machtkampf über die Nachfolge, und schließlich teilten Alexanders Generäle das Reich unter sich auf. Es wurde „nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt“ (V.4). Von diesen vier Diadochenreichen sind für die Geschichte Israels vor allem zwei von Bedeutung: Ägypten im Süden und Syrien im Osten (das von Israel gesehen aber nördlich lag, so dass dessen Herrscher als „König des Nordens“ bezeichnet wird).
Vers 5a bezieht sich auf Ptolemäus I. Soter (323-285 v.Chr.). Er war einer der begabtesten Generäle Alexanders und vergrößerte sein Herrschaftsgebiet durch weitere Eroberungen (u.a. auch Israel). Aber einer seiner Obersten (V.5b), Seleukus I. Nikator, ein ehemaliger Feldherr von König Ptolemäus, machte sich 312 v.Chr. unabhängig, erlangte die Herrschaft über Syrien (312-281 v.Chr.) und begründete die Dynastie der Seleukiden.
Vers 6 („nach Jahren“) fällt in die Zeit der Nachfolger der in Vers 5 genannten Könige, Ptolemäus II. Philadelphus (285-246 v.Chr.) und Antiochus II. Theos (261-246 v.Chr.). Nach jahrelangen blutigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ägypten und Syrien wollte man den Konflikt durch Heiratspolitik lösen (V.6). Um 252 v.Chr. heiratete Antiochus II. Berenike, die Tochter des Ägypterkönigs Ptolemäus II. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Laodike, die vorherige Frau von Antiochus II. nahm Rache, indem sie ihren früheren Mann und den ihm von Berenike geborenen Sohn vergiftete („er wird nicht bestehen“, V.6b). Berenike floh, doch Laodike verfolgte sie und brachte sie mitsamt ihren Gefolgsleuten um. In der gleichen Zeit starb auch Berenikes Vater („der sie gezeugt hat“).
Doch aus dem Spross ihrer Wurzeln übernahm einer die Herrschaft Ägyptens: Berenikes Bruder Ptolemäus III. Euergetes (246-221 v.Chr.). Er wollte seine Schwester rächen, zog mit starkem Heer nach Syrien und besiegte in einer Reihe von Schlachten Seleukus II. Kallinikos (246-226 v.Chr.) und nahm dabei u.a. die Festung Seleukia ein (V.7). Als in Kyrene ein Aufstand ausbrach, musste der Ägypterkönig zurückkehren. Er brachte eine riesige Kriegsbeute mit sich: Götterbilder, andere kostbare Schätze und viele Kriegsgefangene, die zuvor in Syrien eine hohe Stellung innegehabt hatten.