Daniel 9,24-26

Dez 02

Heutige Bibellese:

Daniel 9,1-11,1 / 1.Johannes 4,1-21 / Psalm 121,1-8 / Sprüche 28,23


Kapitel 9 mit der Prophetie über die siebzig Wochen (V.24-27) ist sicher das bedeutendste Kapitel des Buches Daniels – nicht zuletzt deshalb, weil in ihm der genaue Zeitpunkt der Kreuzigung Christi („Ausrottung eines Gesalbten“; V.26) vorhergesagt wird!

Gegenstand der Prophetie ist das Volk Daniels und dessen heilige Stadt, d.h. Israel und Jerusalem. Zwei Fürsten werden erwähnt: „der Gesalbte, der Fürst“ (V.25), d.h. der Messias (Messias bzw. Christus bedeutet nichts anderes als „der Gesalbte“), und „der Fürst, der kommen soll“ (V.26), was sich auf das kleine Horn von Kap 7,8 bezieht, von dem ebenfalls vorhergesagt wurde, dass es Israel verfolgen würde (vgl. V.26-27; 7,25).

Die siebzig Wochen, von denen hier die Rede ist, sind nicht Wochen von Tagen, sondern von Jahren, also insgesamt 490 Jahre. In der Bibel wird für ein Jahr der Zeitraum von 360 Tagen zugrundegelegt (12 Monate zu je 30 Tagen; deshalb sind die letzten dreieinhalb Jahre von V.27 mit der Zeitspanne von 42 Monaten aus Off 11,2; 13,5 bzw. 1260 Tagen aus Off 12,6 identisch; manchmal wird dieser Zeitraum auch als „Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“ bezeichnet, vgl. 7,25; Off 12,14).

Anfangspunkt der Prophetie ist „als das Wort ausging, Jerusalem wiederherzustellen“ (V.25). Das war der 20. Nisan im 20. Jahr Arthasastas bzw. der 14. März 445 v.Chr. (Neh 2,1). Zwar dauerte die Erneuerung der Stadtmauer Jerusalems nur 52 Tage, aber bis auch die Häuser erneuert, der ganze Schutt aus der Stadt entfernt und auch Graben und Platz wiederhergestellt waren, können gut 49 Jahre (7 Jahrwochen) vergangen sein (V.26). Nach weiteren 62 Jahrwochen sollte der Gesalbte, der Messias, ausgerottet werden. Jesu triumphaler Einzug in Jerusalem fand vermutlich am 6. April 32 n.Chr. statt. Doch diese letzte Chance, ihn als Messias anzunehmen, wurde (trotz seiner begeisterten Aufnahme von seinen Anhängern) von der Mehrheit des Volkes nicht genutzt. Fünf Tage später starb Jesus am Kreuz – der Gesalbte wurde ausgerottet. Wenn man berücksichtigt, dass zwischen 1 v.Chr. und 1 n.Chr. nur ein Jahr liegt, kommt man auf einen Zeitraum von 476 Jahren zwischen dem Beginn des Ausbaus der Stadtmauer und Jesu Einzug in Jerusalem. Wie passt das zu den (7 + 62) x 7 = 483 Jahren der Prophetie? Dazu muss man berücksichtigen, dass das biblische Jahr nur 360 Tage dauert. 483 Jahre entsprechen demnach 173880 Tagen. Im von uns benutzten Gregorianischen Kalender dauert ein Jahr 365 Tage, was bei 476 Jahren auf 173740 Tage führt. Allerdings müssen noch 116 Schalttage berücksichtigt werden (476 geteilt durch 4, da jedes 4. Jahr ein Schaltjahr ist, ergibt 119 zusätzliche Tage; davon müssen allerdings noch 3 abgezogen werden, weil jedes durch 100 teilbare Jahr nicht als Schaltjahr gilt, jedes durch 400 teilbare aber doch). Berücksichtigt man dann noch die 24 Tage vom 14. März bis 6. April (beide dazugerechnet), so kommt man exakt auf die vorhergesagten 173880 Tage.

Doch der Gesalbte wurde nicht nur ausgerottet, sondern fand auch keine Hilfe (oder: hatte nichts), d.h. seine königlichen Rechte und seine Ehre wurden ihm vorenthalten. Als Folge der Ausrottung des Gesalbten würde das Volk eines „kommenden Fürsten“ Stadt und  Heiligtum zerstören. Der kommende Fürst wird erst in der Endzeit auftreten. Der Fürst wird Herrscher des wiederhergestellten Römischen Reiches sein – des Reiches, unter dessen Herrschaft Jesus getötet wurde und dessen Volk Jerusalem und den Tempel zerstörte (V.26)!


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