Hesekiel 33

Nov 16

Heutige Bibellese:

Hesekiel 33,1-34,31 / 1.Timotheus 2,1-15 / Psalm 115,1-18 / Sprüche 27,19-20


Bereits in Kap. 3 wurde Hesekiel als Wächter Israels eingesetzt. Die damalige Ermahnung stand mit seiner Berufung im Zusammenhang: Der HERR zeigte ihm, welche Verantwortung mit seinem prophetischen Dienst verbunden war. Im Zusammenhang von Kap. 33 steht dagegen ein anderer Aspekt im Vordergrund. Der dritte Teil des Buches Hesekiel (Kap. 33-48) beschreibt die Erneuerung Israels. Doch diese Gnadenbotschaft darf nicht zu einer billigen Gnade gemacht werden. Wenn der Gottlose von seinem Weg nicht umkehrt, dann wird er um seiner Schuld willen sterben und nicht in den Genuss der Gnade Gottes kommen! Das sollte Hesekiel seinen Hörern deutlich sagen; andernfalls würde er Blutschuld auf sich laden und schuldig werden (V.8-9). Und das gilt auch für uns. Wir haben eine Gnadenbotschaft (das Evangelium Jesu Christi) zu verkündigen. Doch die Gnade wird nur wirksam für die Menschen, die ihr Leben Jesus Christus übergeben. Alle anderen bleiben unter dem Gericht Gottes. Wenn wir diese ernste Seite des Evangeliums verschweigen, machen auch wir uns schuldig (vgl. Apg 20,26-27).

Vielen Judäern erschien es ungerecht (V.17.20), dass alle Gerechtigkeit eines Menschen hinfällig wurde, wenn dieser seinen guten Weg verließ – und ebenso die Tatsache, dass alle bösen Taten vergessen wären, wenn ein Mensch davon umkehrte (V.12-20). Und denken nicht auch heute viele Menschen ähnlich? Dahinter steht das Verdienstdenken, dass man sich das Wohlgefallen Gottes erarbeiten könnte. Doch kein Mensch kann durch gute Taten die Kluft zwischen sich und Gott überbrücken! Aber anders als in alttestamentlicher Zeit gilt für uns, dass kein an Jesus Christus Glaubender das ewige Leben verlieren kann, auch nicht, wenn er erneut sündigt (Joh 10,28).

In V.21-22 traf ein, was der HERR bereits in 24,25-27 vorausgesagt hatte: Jerusalem war gefallen (bereits 5-6 Monate zuvor, vgl. 2.Kön 25,3-8). Ein Mann entkam den Babyloniern, ging nach Babel und berichtete den (bereits zu früherer Zeit dorthin gebrachten) Gefangenen von dem Fall Jerusalems. Daraufhin wurde der Mund Hesekiels wieder geöffnet, der bis dahin immer nur dann reden konnte, wenn der HERR ihm eine göttliche Botschaft in den Mund legte (3,26-27).

Dreimal hatten die Babylonier bereits Juden aus Juda und Jerusalem nach Babel weggeführt (605, 597 und 586 v.Chr.). Diejenigen, die jetzt noch im Land übriggeblieben waren, fühlten sich dort anscheinend sicher. Schließlich hatte der HERR Abraham das Land zum Besitz gegeben. Er war nur ein einzelner gewesen und hatte dennoch im Land gelebt. Sie waren dagegen viele und meinten deshalb, dass ihnen das Land erst recht gegeben sei (V.24). Doch der HERR sah das anders. Solange sie am Götzendienst und anderen Gräueln festhielten, hatten sie überhaupt kein Anrecht und lebten nicht in Sicherheit (V.25-28). In der Tat kam es 582 v.Chr. noch zu einer vierten Deportation (Jer 52,30)!

Trotz seiner oft harten und unbequemen Worte scheint Hesekiel unter den Gefangenen eine gewisse Beliebtheit besessen zu haben. Jedenfalls kamen sie gerne zu ihm, um seine Worte zu hören und seiner schönen Stimme zu lauschen (vielleicht auch deshalb, weil er durch seine von Gott auferlegte Stummheit nur so selten reden konnte; V.30-32). Man hörte ihn gerne – aber tat nicht, was er sagte. Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als Gottes Wort zu hören, ohne sich dadurch verändern zu lassen (V.31-32)!

Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen! (Jak 1,22)


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