Hiob 2-6
Heutige Bibellese:
Hiob 4,1-7,21 / Matthäus 17,10-27 / Psalm 22,15-32 / Sprüche 5,20-23
Auffällig ist, dass Hiob erst dann zu klagen begann, nachdem seine Freunde zu ihm gekommen waren. Zuvor hatte er sein Schicksal geduldig ertragen. (Es sieht so aus, als hätten alle Reden an einem Tag stattgefunden, was wegen 29,2 bedeuten würde, dass sein geduldiges Leiden vor Ankunft der Freunde schon einige Monate gedauert hatte.)
Nach sieben Tagen des gemeinsamen Schweigens begann Hiob, den Tag seiner Geburt zu verfluchen (Kap. 3). Doch dabei verfluchte er nicht Gott, wie seine Frau ihm geraten hatte (2,9) und erst recht fluchte er nicht Gott ins Angesicht, wie der Satan vermutet hatte (2,5).
Die Worte Hiobs sind auch für dessen Freunde der Anlass, ihr Schweigen zu brechen. Doch anstatt zu trösten oder zu ermutigen, sprechen sie vorwurfsvolle, entmutigende Worte. Ob sie die Konsequenz ihrer Worte nicht bedacht haben? Wenn Gott den Menschen wirklich jede Sünde anrechnen würde (4,18-19), dann hätten auch Elifas und seine Freunde leiden müssen! Niemand ist so gerecht, aufrichtig und fromm, dass er Gottes Segen verdient hätte.
Hiob beklagt, dass die Worte der Freunde nicht aufrichtig seien (6,25). Sie haben ihre vorgefasste Meinung (nämlich dass verborgene Sünde in Hiobs Leben die Ursache seines Leidens sei) und beharren bis zum Ende auf ihrem Standpunkt, ohne seine Aussagen zu überprüfen – er hatte nicht gelogen (6,28).
Wie begegnen wir anderen Menschen? Versuchen wir, uns in ihre Lage zu versetzen, um wirklich zu verstehen, was sie durchleben, wie sie denken und fühlen? Oder geben wir „kluge Ratschläge“, die vielleicht nicht falsch, aber für die Person unzutreffend sind und mehr schaden als nutzen?