Hesekiel 45,13-25; 46,4.14

Nov 23

Heutige Bibellese:

Hesekiel 45,13-46,24 / Titus 3,1-15 / Psalm 119,33-48 / Sprüche 28,8-10


Bereits in 44,3 wurde der Fürst erwähnt, der in der Vorhalle des Tores sitzen soll, um dort vor dem HERRN „Speise zu essen“, d.h. eine Opfermahlzeit zu halten (so wie die Priester früher von den Opfern aßen und von den Friedensopfern sogar das Volk essen durfte). Doch wer ist dieser Fürst, den der HERR in 34,24 und 37,25 „mein Knecht David“ nennt?

Der Messias kann er nicht sein, denn hier wird ausführlich beschrieben, dass der Fürst als Priester tätig ist und Opfer darbringt – für sich selbst und für das Volk (V.17.22). Von Jesus Christus heißt es dagegen ausdrücklich, dass er es nicht nötig hat, für sich selbst und das Volk Opfer darzubringen – für sich selbst nicht, weil er sündlos ist und für das Volk nicht, weil das ein für alle Mal auf Golgatha geschehen ist (Hebr 7,27). Außerdem werden in 46,16.18 Söhne des Fürsten erwähnt, was ebenfalls nicht auf Christus passt.

Weil der Fürst nicht herrscht und keine politischen Tätigkeiten ausübt, sondern nur Priesterdienste, ist er auch kein politischer Führer, sondern ein Priesterfürst, ein „Fürst des Hauses Gottes“, d.h. eine Art Hohepriester. Ein Fürst (oder Oberaufseher) des Hauses Gottes wird auch in 1.Chr 9,11 erwähnt. Zwar steht dort im Hebräischen ein anderes Wort (nagid und nicht nasi wie in V.16), aber die Worte sind Synonyme.

Die Opfer, die im Tausendjährigen Reich dargebracht werden, sind Erinnerungen an das Opfer von Golgatha. Als das Versöhnungswerk noch nicht geschehen war, betrat der Hohepriester am großen Versöhnungstag mit bestimmten Opfern das Allerheiligste. Im Tausendjährigen Reich wird der Fürst als Hohepriester fungieren und an Festtagen Opfer für das Volk darbringen. Diese Opfer werden vom Volk „bezahlt“ werden („Hebopfer“; V.16), wie auch früher die Opfer zu den Festtagen (Sabbat, Neumond = Monatsanfang beim Sichtbarwerden der Mondsichel nach Leermond, sowie die Opfer zu den besonderen Festtagen) aus den Abgaben des Volkes kamen.

Bezüglich des Priesterdienstes wird es im dritten Tempel einige Abweichungen von dem mosaischen Gesetz geben. Nur noch Zadokiden werden Priester sein, nicht mehr alle Nachkommen Aarons (44,15). Sie dürfen Witwen heiraten, sofern es Priesterwitwen sind (44,22). Das Passah soll sieben Tage lang gefeiert werden (V.21-23), während man im alten Bund gemäß 5.Mo 16,7 bereits nach einem Tag (am 15. Tag des Monats Abib) nach Hause zurückkehren durfte (wie es z.B. die Eltern Jesu taten; allerdings durfte man auch die ganzen sieben Festtage in Jerusalem bleiben – das wollte Jesus und blieb zurück; Lk 2,39-52). Außerdem unterscheiden sich die Vorgaben bezüglich der Brand-, Speis- und Trankopfer (vgl. V.22-24; 4.Mo 28,16-24). Gleiches gilt auch für die Opfer am Sabbat (46,4; 4.Mo 28,10) und die Speis- und Trankopfer zu den täglichen Brandopfern (46,14; 2.Mo 39,40).

Diese Veränderungen haben unter den Rabbinern einige Irritationen ausgelöst, weil es zwei Kriterien gibt, an denen man falsche Propheten erkennt: 1.) Das von ihnen vorhergesagte tritt nicht ein (bereits eine nichteingetretene Prophetie beweist, dass der Prophet ein falscher ist; 5.Mo 18,22) und 2.) die Prophetie steht im Widerspruch zur Torah (den fünf Büchern Mose) – und letzteres ist bei Hesekiel der Fall. Doch die Lösung des „Problems“ besteht darin, dass Hesekiel vom Neuen Bund spricht, der gemäß Jer 31,31-34 in der Zukunft mit Israel aufgerichtet werden wird und nicht vom alten Sinaibund.


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