Nehemia 3
Heutige Bibellese:
Nehemia 3,14-5,13 / Offenbarung 17,1-18 / Psalm 144,1-15 / Sprüche 30,18-20
Der HERR liebt die Tore des Zion mehr als alle Wohnungen Jakobs. (Ps 87,2)
In Kapitel 3 wird die Wiederherstellung der Stadtmauer und Tore Jerusalems beschrieben. Nehemia war Mundschenk und in diesem Bereich ein Laie, dennoch gelang dieses immense Projekt mit Gottes Hilfe in der außergewöhnlich kurzen Zeit von nur 52 Tagen (6,15). Nehemia setzte an verschiedenen Mauerabschnitten verschiedene Bautrupps ein, so dass die Mauer an allen Stellen gleichzeitig hochgezogen wurde (vgl. die zahlreichen Wiederholungen „daneben“, „nach ihm“). Jedem wurde ein bestimmter Arbeitsplatz zugeteilt. Ein guter Leiter (und genau das war Nehemia) kennt die Stärken seiner Leute und versteht es, jeden gemäß seiner Begabungen an den richtigen „Platz“ zu stellen.
Nehemia ließ die Leute bevorzugt in der Nähe ihrer eigenen Häuser arbeiten (V.10.28-29). Das hatte zahlreiche Vorteile: 1.) waren die Arbeiter motiviert, die Arbeit sorgfältig und schnell zu verrichten, da sie selbst davon profitierten (ihre Häuser wurden durch die Mauer geschützt); 2.) wurde keine Zeit für den Weg zum Arbeitsplatz verloren; 3.) konnten Familienangehörige die Arbeit leicht unterstützen (teilweise halfen sogar die Töchter mit; V.12); 4.) im Falle eines Angriffs war man nicht versucht, den Arbeitsplatz zu verlassen, um Haus und Familie zu verteidigen. Allerdings halfen auch Menschen mit, die von außerhalb kamen: aus Jericho (V.2), Tekoa (V.5.27), Gibeon (V.7) und Mizpa (V.7). Vermutlich wurden sie in Gebieten eingesetzt, die nur dünn besiedelt waren bzw. in denen es nicht genügend freiwillige Helfer gab (vgl. V.5). Dass die Priester am Schaftor arbeiten sollten, war auch kein Zufall: weil durch dieses Tor die für die Opfer bestimmten Tiere in die Stadt gebracht wurden, hatten sie ein besonderes Interesse an diesem Tor.
Als Christen sollten wir geistlich gesinnt sein und Aufgaben im Reich Gottes nicht nur dann übernehmen, wenn wir uns persönliche Vorteile davon versprechen. Dennoch gilt auch für uns, dass ein natürliches Interesse und Motivation für eine bestimmte Aufgabe eine gute Grundlage bilden.
Sicher waren nicht alle Bauabschnitte gleich beliebt. Wer baute z.B. gerne am Aschentor, durch welches die Abfälle der Stadt in das davorgelegene Tal Hinnom hinausgebracht wurden? Auch weniger attraktive Aufgaben müssen erledigt werden und es ist nicht gut, sich vor solchen zu drücken. Es ist beschämend, dass gerade die „Vornehmen“ (V.5) sich nicht zum Dienst bereiterklärten (vermutlich hielten sie die handwerkliche Dreckarbeit des Mauerbaus für unter ihrer Würde). Gerade sie hätten es sich am ehesten leisten können, die sonstige Erwerbstätigkeit zu unterbrechen! Nehemia hatte nicht nur andere zum Dienst eingeteilt, sondern fasste auch selbst mit an (5,16). Generell ist es wichtig, dass Leiter Arbeit delegieren können und nicht meinen, alles selbst machen zu müssen. Andererseits sorgt es bei den Mitarbeitern auch für Unmut, wenn sie merken, dass insbesondere unbeliebte Aufgaben delegiert werden. Ein Leiter sollte sich nicht scheuen, auch bei undankbaren Aufgaben (wenigstens gelegentlich) mitzuhelfen – das stärkt sein Ansehen und macht ihn zu einem guten Vorbild.
[...] noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet [...] damit wir uns euch zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmt. (2.Thess 3,8-9)