Esra 10,8-44
Heutige Bibellese:
Esra 10,1-44 / Offenbarung 15,1-8 / Psalm 142,1-8 / Sprüche 30,15-16
Die Juden gehorchten dem Befehl Esras und so versammelten sich alle Männer von Juda und Benjamin innerhalb der Dreitagesfrist in Jerusalem auf dem Platz vor dem Tempel (V.9) und zwar am 20. Tag des neunten Monats. Der neunte Monat (November/Dezember) lag in der kalten, regnerischen Jahreszeit, in der es auch Schnee geben konnte. Entsprechend der Jahreszeit regnete es auch, als das Volk auf dem Platz vor dem Haus des HERRN saß, so dass die Männer nicht nur wegen der auf ihnen lastenden Sündenschuld, sondern auch wegen der Regengüsse zitterten. Als Esra zu der Versammlung sprach, erwähnte er noch einmal die Sünde, die sie begangen hatten, und forderte alle auf, diese vor dem HERRN, dem Gott ihrer Väter, zu bekennen (V.11; Fußnote) und dessen Willen zu tun, indem sie sich von den ausländischen Frauen absonderten. Die Männer willigten ein, nach dem Wort Esras zu handeln. Aber angesichts des Wetters baten sie darum, dass die ganze Angelegenheit nicht in einer Freiversammlung geregelt würde – zumal zu viele Männer gesündigt hatten, als dass man dies innerhalb eines Tages hätte abhandeln können (V.13). Man einigte sich darauf, dass nur die Obersten stellvertretend für das Volk zusammenkommen sollten. Die Männer, die ausländische Frauen geheiratet hatten, sollten zu bestimmten Zeiten mit den Ältesten und Richtern ihrer Stadt vor Ort zusammenkommen. Später zeigte sich, dass dies eine weise Entscheidung war, denn die Untersuchung der Angelegenheit dauerte ein Vierteljahr (V.16-17). Der in V.15 genannte Widerstand bezog sich vermutlich nur auf die beschlossene Vorgehensweise, nicht aber auf das Absonderungsgebot.
Die Nennung derer, die Schuld auf sich geladen hatten, beginnt mit den Priestern (V.18). Sie hatten eine größere Verantwortung und trugen daher eine größere Schuld. Darunter waren auch Söhne Joschuas, des Hohenpriesters, der zusammen mit Serubbabel den Wiederaufbau des Tempels geleitet hatte. Sie versprachen, die Frauen fortzuschicken, und brachten (wie in 3.Mo 5,16-17.25 vorgeschrieben) einen Widder als Schuldopfer und Eingeständnis ihrer Schuld dar (V.19).
Damals schickte man nicht nur die Frauen fort, sondern auch die Kinder, obwohl diese ja durch ihre Väter immerhin Halbjuden waren! Bis heute ist die Abstammung von einer jüdischen Mutter entscheidend für die jüdische Volkszugehörigkeit.
Esras großes Reformationswerk war vollendet. (Obwohl später berichtet wird, dass das Volk wieder in diese Sünde zurückfiel; Neh 13,23-28.) Im Buch Nehemia wird berichtet, dass er noch als geistlicher Lehrer für das Volk aktiv war, indem er Gottes Wort vorlas und auslegte (Neh 8,8). Trotz des etwas abrupten Endes des Buches, endet es doch nicht „unvollendet“. Der erste Teil schildert den Wiederaufbau des Tempels (1-6), der zweite Teil endet mit dem Entschluss, wieder nach dem Gesetz Gottes zu leben. Damit ist die Gottesdienstgemeinschaft wieder hergestellt.