Ester 5

Dez 19

Heutige Bibellese:

Esther 4,1-7,10 / Offenbarung 11,1-19 / Psalm 138,1-8 / Sprüche 30,5-6


Ester wusste, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, wenn sie ungerufen zum König gehen wollte. Deshalb fastete sie drei Tage lang mit ihren Bediensteten und bat auch alle Juden in Susa, ihretwegen zu fasten (4,16). Fasten ist im AT eng mit dem Gebet verbunden und ein Ausdruck der Demütigung vor und der Abhängigkeit von Gott. Sie wusste, wie sehr sie von ihm abhängig war, wenn sie versuchte, vor den König zu treten. Am dritten Tag schließlich legte sie ihre königlichen Kleider an (vermutlich auch die Krone) und ging zum König. Der dritte Tag ist in der Bibel ein besonderer Tag: der Tag der Auferstehung und des Lebens, der Tag des Segens und der Herrlichkeit (vgl. Jona: Mt 12,40; Hesekiel: 2.Kön 20,5; Jesus: Mt 20,19). Auch Ester war in den drei Tagen des Fastens dem Tode nahe („wenn ich umkomme, so komme ich um“; 4,16). Als sie am dritten Tag ihre königlichen Gewänder anlegte, ließ sie quasi den Tod hinter sich und war mit der Auferstehungsherrlichkeit bekleidet (in Analogie zum Herrlichkeitsleib des auferstandenen Herrn). Ester fand nicht nur selbst Gnade beim König, sondern konnte auch ihr ganzes Volk retten. Auch Christus ist nicht nur selbst aus den Toten auferstanden, sondern hat alle, die an ihn glauben (und zuvor wegen ihrer Vergehungen und Sünden geistlich tot waren), mit lebendig gemacht (Eph 2,5).

Der König reichte Ester das königliche Zepter, das Zeichen seiner Macht und Autorität, entgegen. Ester berührte es – und drückte damit zugleich aus, dass sie der Macht und Autorität des Königs bedarf und gerade dort Rettung sucht. Das goldene Zepter ist zugleich ein Bild von Gottes Gerechtigkeit, Macht und Gnade. Dieses Zepter ist jedem entgegengestreckt, der im Namen Jesu zu ihm kommt, um vom Thron der Gnade her Barmherzigkeit und Hilfe zu empfangen (Hebr 4,16). Zu beachten ist, dass Ester dem Gesetz nach keinen Anspruch darauf hatte, vor dem König zu erscheinen (sie wurde nicht von ihm gerufen). In gleicher Weise hat nach dem Gesetz Gottes kein Mensch ein Recht darauf, vor dem großen König zu erscheinen (weil alle gesündigt haben). Nur durch Gottes Gnade können wir in seine Gegenwart kommen!

Ester sagte dem König ihre Bitte nicht sofort, sondern bat ihn, zusammen mit Haman zu ihrem Bankett zu kommen. Der König wollte kommen und trieb Haman zur Eile, weil er herausfinden wollte, was Ester wünschte. Bei orientalischen Königen war es Sitte, dass Eingaben bei einem Bankett sicher gewährt wurden. Während des Weingelages wiederholte der König sein Angebot, Ester zu geben, was sie begehrte – bis zur Hälfte seines Reiches (V.3.6)! Doch sie zögert dies noch einen Tag hinaus. Das machte den König noch erwartungsvoller und erwies sich im Nachhinein als äußerst weise. Haman war über Esters Einladung überaus geschmeichelt. Er rief seine Frau und seine Freunde zusammen, um sich vor ihnen wegen dieser Ehre und seiner Reichtümer zu brüsten – ohne zu ahnen, dass sein Hass auf Mordechai ihn sein Leben kosten würde!

Ester ist auch ein Bild für den jüdischen Überrest in der Drangsalszeit, den Gott am dritten Tag aufrichten wird, damit er vor seinem Angesicht leben wird (Hos 6,2).

Der stolze, arrogante Haman dagegen ist ein Bild für die Feinde Gottes, insbesondere des letzten Feindes, des Antichristen. Doch alle, die stolz, hochmütig und in Gottesverachtung leben, werden wie Haman zu Fall kommen und völlig vernichtet werden.

Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall. (Spr 16,18)


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