Esra 6,1-12

Dez 17

Heutige Bibellese:

Esra 5,2-6,22 / Offenbarung 9,1-21 / Psalm 136,1-26 / Sprüche 29,26-27


In dem Brief, den die Widersacher der Juden an König Darius geschrieben hatten, baten sie darum, dass die Behauptungen der Juden (insbesondere bezüglich des Wiederaufbaus des Tempels) überprüft würden. Das Staatsarchiv war Teil des königlichen Schatzhauses, wo die Urkunden sicher verwahrt wurden (V.1). Bei den Urkunden handelt es sich um Tontafeln, die mit Keilschrifttexten beschrieben waren. (Allerdings existiert weder in der aramäischen noch in der hebräischen Sprache ein eigenes Wort für Tontafel, weshalb im Text wörtlich „Haus der Rollen“ für „Urkundenhaus“ steht). In Ninive und anderen Orten hat man ganze Bibliotheken solcher Tontafeln gefunden.

Der König ließ nach dem Erlass des Königs Kyrus suchen – und tatsächlich wurde das Dokument in Achmeta gefunden (Achmeta ist der chaldäische Name für Ekbatana, der Hauptstadt von Medien). Kyrus, der vom HERRN selbst beauftragt worden war, den Tempelbau in Jerusalem zu veranlassen, gab in seinem Erlass auch sehr konkrete Angaben, wie der Wiederaufbau vollzogen werden sollte (V.3-4). Die Maße waren größer als die des salomonischen Tempels (V.3; 1.Kön 6,2), aber die Bauweise war identisch: auf drei Lagen Quadersteine folgte (als Schutz bei Erdbeben) eine Lage Zedernholz (V.4; 5,8; 1.Kön 6,36).

Der HERR sorgte nicht nur dafür, dass das Dokument gefunden wurde, sondern auch, dass der König die Sache Gottes wohlwollend unterstützte!

Er befahl, dass die Widersacher sich vom Tempel fernhalten sollten (V.6). Ferner sollte der Bau sogar durch Steuergelder finanziert werden, die pünktlich ausbezahlt werden sollten (oder gemäß alternativer Übersetzungsmöglichkeit: zeitlich unbegrenzt; V.8), damit der Bau nicht aufgehalten würde. Man wird fast an Ps 127 erinnert:

Vergebens ist es für euch, dass ihr früh aufsteht, euch spät niedersetzt, das Brot der Mühsal esst. Soviel gibt er seinem Geliebten im Schlaf. (Ps 127,2)

Auch für die regelmäßigen Opfer und deren Beigaben wollte der König aufkommen (V.9). Natürlich gab König Darius die Anweisungen nicht ganz uneigennützig, denn die Juden sollten als Gegenleistung für das Leben des Königs und seiner Söhne bitten (V.10). Auch wir sollen für die Obrigkeit beten, damit diese sich zu Gott bekehrt (sofern sie es noch nicht getan hat) und unsere Glaubensfreiheit erhalten bleibt (1.Tim 2,1-4).

Schließlich wurde noch jedem, der diesen königlichen Erlass überträte, die Todesstrafe angedroht (V.11). Und Darius wünschte, dass Gott jeden König und jedes Volk stürzen möge, das den Tempel abändern (vgl. Fußnote zu V.12) oder gar zerstören würde. Dieser Wunsch erfüllte sich in der Geschichte mehrfach. Über Antiochus Epiphanes, der den Tempel entweihte, Herodes der Große, der den Tempel umbaute, und die Römer, die ihn zerstörten, kam der Zorn Gottes.

Wer hätte so eine Unterstützung von einem heidnischen König erwartet? Unser Kleinglaube reicht oft nicht sehr weit. Sollten wir uns nicht öfter bewusst machen, dass Gottes Möglichkeiten unser Vorstellungsvermögen um ein Vielfaches übersteigen?!


Nächster Tag Vorheriger Tag