Richter 9

Mai 10

Heutige Bibellese:

Richter 9,1-57 / Johannes 6,22-46 / Psalm 107,1-43 / Sprüche 14,28-30


Dieses Kapitel ist das längste im Buch der Richter – und eines der schlimmsten. Die Epochen der verschiedenen Richter weisen einige Parallelen zu den Epochen der Kirchengeschichte auf, wie sie in den Sendschreiben der Offenbarung (Off 2-3) dargestellt werden. Die Herrschaft Abimelechs entspricht dem Sendschreiben an Thyatira (Off 2,18-29), das die Zeit der katholischen Kirche im Mittelalter beschreibt (wie Kap. 9 die längste Epoche: 500 bis 1500 n.Chr.). Dies war eine sehr finstere Zeit, obwohl es auch in dieser Zeit einiges Gutes gab (einige „Jotams“, wie z.B. die Waldenser und die Kirchenkritiker und Vorreformatoren Wycliff und Hus).

Der Name Abimelech heißt „Mein Vater ist König“. Allerdings hatte Gideon die Königswürde abgelehnt. Möglicherweise hatte seine Nebenfrau ihrem Sohn diesen Namen gegeben. Abimelech kann aber auch „Vaterkönig“ übersetzt werden, d.h. ein König, der gleichzeitig Vater des Volkes ist. Abimelech ist der Titel, den auch die Könige der Philister trugen (1.Mo 20,2; 26,1). Vor allem aber ist dieser Titel in Bezug auf die katholische Kirche interessant. Der Papst trägt den Namen „Heiliger Vater“ – und im Mittelalter (besonders im 13. Jh.) hatten die Päpste eine enorme politische Macht, eine größere als die Kaiser! Die Kirche herrschte über die Welt (obwohl ihre Aufgabe nicht Herrschaft, sondern der Dienst der Verkündigung des Evangeliums ist), so wie Abimelech über das Volk Israel herrschte, obwohl nur Gott über dies hätte herrschen sollen (8,23).

In Sichem gab es ein Haus für den Baal-Berit, einen heidnischen Gott, dem auch Feste gefeiert wurden, z.B. ein Erntefest (in Anlehnung an das Pfingst- bzw. Wochenfest des HERRN, das ein Erntefest war; V.4.27; 3.Mo 23,15-19). Auch die katholische Kirche hat viele heidnische Götter und Feste aufgenommen und christlich umgedeutet. Z.B. wurde das von Kaiser Aurelian 275 n. Chr. eingeführte heidnische Sonnenfest, das am 25. Dezember gefeiert wurde, zum Geburtsfest Christi gemacht und dabei an Christus als das wahre Licht der Welt und die Sonne der Gerechtigkeit gedacht (Joh 8,12; Mal 3,20). Der Name „Ostern“ leitet sich von Ostara ab, der angelsächsischen Frühlingsgöttin.


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