Hesekiel 16,1-42

Nov 06

Heutige Bibellese:

Hesekiel 15,1-16,42 / Philemon 1-25 / Psalm 106,13-31 / Sprüche 27,2


Wieder geht es um die Stadt Jerusalem. Hier ist nicht vom Ursprung des Volkes Israel die Rede, sondern von der Abstammung Jerusalems. Jerusalem war eine kanaanäische Stadt. Ihr „Vater“ war ein Amoriter, ihre „Mutter“ eine Hetiterin. Die Amoriter bildeten den Hauptstamm der Kanaaniter (vgl. 1.Mo 15,16). Die Hetiter hatten ihr Reich im östlichen Kleinasien, aber einige Stämme lebten auch im Land Kanaan. Dass die Hetiter wirklich existiert haben, wurde erst durch Ausgrabungen im frühen 20. Jh. (1906) nachgewiesen. Vor diesen Entdeckungen meinte man, dass die Erwähnung der (angeblich fiktiven) Hetiter bewiese, dass die Bibel historisch unzuverlässig sei. Doch wie so oft war die Bibel der Wissenschaft voraus.

Jerusalem wird in diesem Abschnitt mit einer Hure verglichen. Dieser Vergleich bietet sich aus verschiedenen Gründen an. Im Hebräischen (wie im Deutschen) ist das Wort „Stadt“ weiblich. Die Stadt wurde zum Zentrum des Götzendienstes in Juda. Götzendienst, d.h. von Gott weggehen und sich anderen Göttern zuwenden, wird in der Bibel als (geistliche) Hurerei bezeichnet. Außerdem stand der Götzendienst (insbesondere die Verehrung von Fruchtbarkeitsgottheiten) mit sexuellen Handlungen in Verbindung. Durch solche „Fruchtbarkeitspraktiken“ versuchte man die Götter dazu zu bewegen, das Land fruchtbar zu machen.

Jerusalem war eine Stadt heidnischen Ursprungs. Zwar gab es auch zu früher Zeit bereits Kenntnis über Gott, den Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat (vgl. das Beispiel König Melchisedeks, 1.Mo 14,19). Doch das war eine Ausnahme. Die meisten Bewohner Jerusalems waren Götzendiener.

Die in V.5 erwähnten Dinge: Abschneiden der Nabelschnur, Reinigen, Wickeln sind wichtige Dinge für ein Neugeborenes, aber niemand führte sie an Jerusalem aus. Als der HERR das sah, packte ihn das Erbarmen. Er nahm sich der Stadt an und wählte sie für sich aus.

Er machte sie schön und durch seinen Glanz (die Herrlichkeitswolke im Tempel) vollkommen. Doch sie vertraute auf ihre Schönheit, löste sich vom HERRN und wurde zur Hure (V.15-25). Es kam zum Synkretismus, zur Religionsvermischung. Man übernahm Gottheiten und religiöse Praktiken aus verschiedenen Religionen. Zuerst hurte Jerusalem mit den Söhnen Ägyptens, dann mit den Töchtern der Philister, den Söhnen Assurs und schließlich den Chaldäern (V.26-29). Genau das sind die Weltreiche bzw. Völker, unter deren Einfluss Israel und damit auch Jerusalem gestanden hat. Die Chaldäer waren es dann, die Jerusalems Untergang herbeiführten (vgl. V.37-41).


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