Hesekiel 9

Nov 03

Heutige Bibellese:

Hesekiel 9,1-10,22 / Hebräer 11,32-12,11 / Psalm 105,1-15 / Sprüche 26,26-27


In dieser Vision sah Hesekiel 7 (6+1) Engel in Männergestalt (V.2). Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, die hier aber nicht auf vollkommene Gnade, sondern auf das vollkommene Gericht hinweist. Einer der Engel wird genauer beschrieben: er war mit Leinen bekleidet. Das Bild erinnert daher an Off 15, an die sieben Engel mit den sieben goldenen Schalen (Off 15,6-7), die ebenfalls mit Leinen bekleidet waren, und an die sieben Engel mit den Posaunen, über deren Kleidung allerdings nichts mitgeteilt wird (Off 8,2). Off 15 endet mit dem Hinweis:

Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren. (Off 15,8)

Gottes Gerichte zeigen seine Macht – aber auch seine Herrlichkeit!

Der mit Leinen bekleidete Engel erhielt den Auftrag, alle Wiedergeborenen zu kennzeichnen (V.4). Danach sollten die anderen sechs Engel mit der Ausübung des Gerichts beginnen – und zwar beim Heiligtum (V.6; vgl. 1.Pt 4,17). Dort, wo die Erkenntnis am größten ist, nämlich beim Tempel bzw. der Gemeinde, ist die Verantwortung auch am größten und deshalb beginnt das Gericht dort! Die Engel begannen bei den Ältesten (und Priestern), die aufgrund ihrer Reife, Erfahrung und Nähe zum HERRN die größte Verantwortung trugen. Doch in 8,16 wurde gezeigt, wie wenig sie den Erwartungen des HERRN entsprachen! Nach den Ältesten und Greisen waren die jungen Männer an der Reihe, dann die Jungfrauen. Als Unverheiratete hatten sie mehr Entscheidungsfreiheiten und trugen mehr Verantwortung für ihr Leben als die verheirateten Frauen, die erst am Schluss der Aufzählung in V.6 genannt werden. Die verheirateten Frauen sollen sich den Männern unterordnen, sind daher weniger frei und tragen eine geringere Verantwortung. Ein neutestamentliches Beispiel dafür findet man in der Apostelgeschichte bei Hananias und Saphira. Der Mann starb nach der Heuchelei sofort (Apg 5,3-5), die Frau bekam dagegen durch die Frage des Petrus noch eine Chance zur Umkehr (Apg 5,8).

Die Aufzählung macht deutlich, dass (ab einem gewissen Alter) auch Kinder zur Verantwortung gezogen werden. Ein Beispiel dafür ist das Gericht, das über die Kinder kam, die den Propheten Elisa verspottet hatten (2.Kön 2,23-24). Die Tendenz in unserer Gesellschaft, Kinder lange als unmündig und „schuldlos“ zu betrachten, deckt sich nicht mit der Sichtweise der Bibel.

Die Erschlagenen sollten in die Vorhöfe des Tempels gebracht und dadurch der Tempel unrein gemacht werden. Jeder Kontakt mit Toten verunreinigte. Der Tod ist die Folge der Sünde (Röm 6,23) und Sünde verunreinigt den Menschen.

Als Hesekiel sah, wie alle erschlagen wurden, fiel er fassungslos auf sein Gesicht und schrie zum HERRN. Auch uns muss der Gedanke an das Gericht Gottes tief bewegen – und wir dürfen nichts unversucht lassen, Menschen davor zu bewahren!


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