Hesekiel 7,10-27

Nov 02

Heutige Bibellese:

Hesekiel 7,1-8,18 / Hebräer 11,17-31 / Psalm 104,1-35 / Sprüche 26,24-25


In diesem Abschnitt stehen einmal nicht der Götzendienst, sondern Reichtum und Prunksucht im Mittelpunkt der Anklage. Vierfach wird festgestellt, dass die Zornglut des HERRN über den ganzen aufgehäuften Prunk kommen und ihn vernichten würde (V.11-14). Dann würden sie plötzlich weiche Knie bekommen (V.17) und sich als Zeichen der Trauer und Beschämung Sacktuch umbinden und die Häupter kahl scheren (V.18). Dann erst würden sie erkennen, dass ihr Silber und Gold wertlos war, weil es sie nicht erretten kann. Weder Seele noch Bauch kann man mit Gold sättigen oder füllen (V.19). Darauf weist auch das NT sehr deutlich hin. Die Seele eines Menschen kann nicht durch Gold und Silber, sondern nur mit dem viel kostbareren Blut Jesu Christi erlöst werden (1.Petr 1,18-19).

Das in V.19 für Unflat benutzte Wort ist das gleiche, das auch für die kultische Unreinheit (wie die Monatsregel der Frau oder das Berühren eines Toten; 3.Mo 15,19-33; 4.Mo 19,13-21) benutzt wird.

Vor den verschiedenen Gefahren, die mit dem Reichtum zusammenhängen, warnt besonders der erste Timotheusbrief. Reichtum an sich ist nichts Schlechtes oder Verwerfliches, wohl aber das Streben nach Reichtum, d.h. der Wunsch, Reichtum nur für sich selbst anzuhäufen. Wer reich werden will, ist besonderen Versuchungen ausgesetzt (z.B. unreine Methoden zur Verwirklichung dieses Ziels zu benutzen; 1.Tim 6,9). Die Geldliebe wird als eine Wurzel allen Übels bezeichnet (1.Tim 6,10). Nicht jede Sünde kann auf Geldliebe zurückgeführt werden, aber Geldliebe kann zu jeder Art von Sünde führen. Nicht nur das Reich-werden-wollen, sondern auch das Reich-sein birgt Gefahren, vor denen im gleichen Kapitel des Timotheusbriefes gewarnt wird: nämlich sich auf den Reichtum zu verlassen und seine Hoffnung darauf zu setzen (1.Tim 6,17). Reichtum kann sehr schnell vergehen (Börsencrash, Diebstahl, Naturkatastrophen usw.) und ist folglich eine sehr ungewisse Stütze. Rechter Umgang mit Reichtum bedeutet, die Hoffnung einzig und allein auf den Herrn zu setzen und den Reichtum dem Reiche Gottes zur Verfügung zu stellen (1.Tim 6,18-19). Das ist die einzige absolut sichere Geldanlage, die es gibt!

Wenn das Gericht Gottes sich über das Land ergießen würde und Unheil über Unheil käme und kein Frieden zu finden wäre, dann würden die Menschen in ihrer Not und Verzweiflung ratsuchend zu den Propheten und Priestern kommen (V.25-26) – doch denen würde das Gesetz verlorengegangen sein. Das bedeutet nicht, dass die Gesetzesrolle, d.h. die Abschriften des Gesetzes verlorengegangen wären, sondern dass die Verstockung, die „Gottesfinsternis“ so groß ist, dass man trotz vorhandenem Gesetz keine Antworten mehr finden kann. (Der Ausdruck „Gottesfinsternis“ wurde von Martin Buber geprägt. Er bringt das Phänomen in Analogie zur Sonnenfinsternis, bei der die Sonne zwar vorhanden, aber vom Mond verdeckt und damit nicht sichtbar ist.)

Ein ähnliches Phänomen kennzeichnet auch die westliche Welt. Die Bibel ist weit verbreitet; in fast jedem Haushalt ist ein Exemplar vorhanden. Aber die wenigsten Menschen suchen in ihr Rat und Hilfe für den Alltag oder Antworten auf Lebensfragen.


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