Hesekiel 3,1-3.16-21
Heutige Bibellese:
Hesekiel 3,4-4,17 / Hebräer 10,19-39 / Psalm 102,1-29 / Sprüche 26,21
Der HERR hatte Hesekiel zum Wächter über sein Volk eingesetzt, um es zu warnen, damit die Gottlosen von ihrem gottlosen Weg umkehren und am Leben bleiben könnten. Ein Wächter haftete mit seinem Leben, wenn er seine Aufgabe nicht treu erfüllte. Gleiches sollte für Hesekiel gelten. Wenn er die Menschen nicht warnte, würde er als ihr Mörder gelten und der HERR würde ihr Blut von seiner Hand fordern (V.18.20; vgl. 1.Mo 9,5-6). Wenn Hesekiel seine Aufgabe dagegen treu erfüllte, würde er von der Verantwortung befreit werden (V.19-21).
Zu Vers 20 sei noch angemerkt, dass dieser Vers nicht dahingehend ausgelegt werden darf, dass ein Glaubender durch Sünde „aus der Gnade fallen“ könne. Niemand kann einen Glaubenden aus der Hand Jesu reißen (Joh 10,28). Der Ausdruck aus Gal 5,4 ist als Warnung vor Gesetzlichkeit (Rückkehr unter das Gesetz) geschrieben, denn Gesetzlichkeit führt dazu, dass man den Boden der Gnade verlässt.
Auf die in Vers 18 und 20 erwähnte Blutschuld spielt Paulus im NT an. Er war vom Herrn Jesus beauftragt worden, das Evangelium zu verkündigen und die Konsequenzen einer Ablehnung Jesu Christi deutlich zu machen. Nachdem er die Juden in Korinth gewarnt hatte, konnte er sagen, dass er rein sei und ihr Blut auf ihren Kopf kommen würde, wenn sie in ihrem Widerstreben und Lästern verharren würden (Apg 18,6). Ist uns bewusst, dass auch wir, selbst wenn wir nicht die Gabe eines Paulus besitzen, dennoch dafür verantwortlich sind, Gelegenheiten wahrzunehmen, um die Menschen in unserer Umgebung mit dem Evangelium bekannt zu machen?
Doch es gibt nicht nur Verantwortung gegenüber dem Einzelnen, sondern auch gegenüber der Gemeinde. Den Ältesten in Ephesus sagte Paulus, dass er rein sei „vom Blute aller“, weil er nichts zurückgehalten, sondern ihnen den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hatte. Lehrer sind dafür verantwortlich, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen und nicht nur über ihre Lieblingsthemen und Lieblingsbibelstellen zu predigen. Paulus hatte seinen Teil geleistet und damit die Verantwortung an die Ältesten abgegeben, die nun über die Herde wachen sollten (Apg 20,26-28).
Bezüglich der Notwendigkeit einer ausgewogenen Lehre sind die ersten Verse des dritten Kapitels sehr wichtig. Hesekiel sollte eine Schriftrolle essen. „Der Mensch ist, was er isst.“ Gute Nahrung ist dringend nötig – auch im geistlichen Bereich. Der Heilige Geist kann in die ganze Wahrheit leiten (Joh 16,13-14), aber er tut das nur auf der Grundlage der Bibel. Insbesondere Lehrer und Älteste (als Wächter der Gemeinde) müssen daher Gottes Wort regelmäßig „zu sich nehmen“ – und zwar ganz! Der „süße“ Geschmack (V.3) wird nicht lange auf sich warten lassen!
Fanden sich Worte von dir, dann habe ich sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn dein Name ist über mir ausgerufen, HERR, Gott der Heerscharen. (Jer 15,16)