Hesekiel

Okt 30

Heutige Bibellese:

Hesekiel 1,1-3,3 / Hebräer 10,1-18 / Psalm 101,1-8 / Sprüche 26,20


Das Buch Hesekiel lässt sich in drei Teile gliedern. Teil I: Die Herrlichkeit des HERRN verlässt den Tempel und die Stadt Jerusalem; Gericht über das Volk Gottes (Kap. 1-24). Teil II: Gericht über die Nationen (Kap. 25-32). Teil III: Erneuerung und Wiederherstellung Israels; Rückkehr der Herrlichkeit des HERRN in den neuen Tempel. Teil I und III sind spiegelbildlich zueinander aufgebaut (Zustand und Gerichtsreife des Volkes Gottes – Wiederherstellung; Weggang – Einzug der Herrlichkeit des HERRN in den Tempel). Zuerst wird das Gericht über Gottes Volk beschrieben (Teil I), dann das über die Nationen (Teil II). Nach diesem Grundsatz handelt der Herr auch in neutestamentlicher Zeit:

Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? (1.Petr 4,17)

Einen vergleichbaren Aufbau findet man auch im Buch der Offenbarung. Dort wird ebenfalls zuerst das Volk Gottes gerichtet bzw. ermahnt (vgl. die Sendschreiben an die sieben Gemeinden; Off 2-3). Anschließend folgt die Beschreibung des Gerichts über die übrige Menschheit (Off 6-20), bevor am Ende die Herrlichkeit des ewigen Zustandes und des Tausendjährigen Reiches beschrieben wird (Off 21-22).

Hesekiel gehörte zu denen, die 597 v.Chr. bei der zweiten Deportation (die stattfand, nachdem König Jojachin sich ergeben hatte) weggeführt wurden. Er befand sich zusammen mit den anderen Weggeführten in Tel-Abib am Fluss Kebar (1,1; 3,15). Der Kebar war ein großer Kanal, vermutlich der schiffbare Euphratkanal in der Nähe Babylons.

Seine erste Vision empfing er im fünften Jahr der Wegführung (1,2). Das letzte im Buch Hesekiel genannte Datum ist der 1.1. des 27. Jahres der Wegführung, was dem 28. April 571 v.Chr. entspricht (29,17). Der prophetische Dienst Hesekiels erstreckte sich demnach auf einen Zeitraum von mindestens 22 Jahren. Hesekiels Prophetien sind alle genau datiert. Nur bei der ersten Zeitangabe „im dreißigsten Jahr“ (1,1) ist unklar, worauf sie sich bezieht. Man nimmt an, dass sie sich auf Hesekiels Lebensalter bezieht, der demnach 30 Jahre alt war, als sein prophetischer Dienst begann. Daraus folgt, dass er bei der Wegführung aus Jerusalem 25 Jahre alt war.

Es ist kein Zufall, dass gerade Hesekiel vom HERRN zum Propheten für seine Botschaften berufen wurde. Hesekiels Vater war Priester (1,3) und folglich wäre auch er selbst Priester geworden, denn alle Nachkommen Aarons wurden Priester (sofern sie keinen Makel hatten). Die jüdische Tradition sagt, dass Hesekiel bereits vor seiner Deportation als Priester gedient hat. Die Wegführung und 11 Jahre später die Zerstörung des Tempels (586 v.Chr.) machten seinen Zukunftsplänen ein jähes Ende. Doch gerade in dieser „hoffnungslosen“ Situation ließ der HERR ihn die Visionen vom zukünftigen Tempel sehen! Und wer wäre dazu geeigneter gewesen, als jemand, der mit dem Priesterdienst vertraut war?


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