Hesekiel 20,1-10
Heutige Bibellese:
Hesekiel 20,1-21,5 / 1.Petrus 2,11-3,7 / Psalm 108,1-14 / Sprüche 27,7-9
Erneut kommen Älteste zu Hesekiel, um den HERRN durch ihn zu befragen (vgl. 14,1-3). Wieder lehnt der HERR es ab, den abgefallenen Ältesten ihre Fragen zu beantworten (V.1-3). Dennoch hat der HERR ihnen etwas zu sagen: In einem Rückblick über die Geschichte Israels stellt er ihnen die nationalen Sünden des Volkes vor Augen. Hesekiel wird aufgefordert, das Volk zu richten und sie die Gräuel ihrer Väter erkennen zu lassen (V.4).
Die Verse 5-9 beschreiben die Sünden des Volkes im Land Ägypten, die Verse 10-17 diejenigen der ersten Generation in der Wüste, die Verse 18-26 die der zweiten Generation nach dem Auszug aus Ägypten und schließlich V.27-32 die Sünden im Land. Es folgt eine Gerichtsankündigung sowie die Aussicht auf eine zukünftige Wiederherstellung. In 21,1-5 wird das Gerichtsfeuer angekündigt, das über das Südreich (Juda) kommen wird.
Der Götzendienst war in Israel tiefer verwurzelt, als wir gemeinhin denken. Dass Israel in Ägypten versklavt wurde, ist allgemein bekannt. Doch wie sah es in religiöser Hinsicht aus? Hielten sie an dem Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs fest, der verheißen hatte, das Volk nach 400 Jahren Unterdrückung aus der Knechtschaft herauszuführen und ihnen das Land Kanaan zu geben (1.Mo 15,13-14)? Vers 7 zeigt, dass das nicht der Fall war. Sie hatten den ägyptischen Götzendienst übernommen und sich schon damals damit verunreinigt! Doch als die Zeit für den Auszug gekommen war, forderte der HERR sie auf, sich von den Götzen zu trennen. Er war der HERR, ihr Gott!
Wie reagierten sie auf diese Aufforderung? Keiner hörte auf den HERRN, keiner warf die Götzen weg (V.8). In seinem Zorn hätte der HERR sie vernichten wollen, doch um seines Namens willen hielt er an seinem Abraham gegebenen Versprechen fest und führte Israel trotz seines Ungehorsams aus Ägypten heraus (V.9-10). Israel war und ist nicht besser als andere Völker! Nur Gottes Liebe zu diesem Volk und die den Vätern gegebenen Verheißungen sind der Grund, warum er diesem Volk gnädig ist (5.Mo 7,7-8).
Das Land Israel wird als ein Land beschrieben, das von Milch und Honig überfließt (V.6). Milch deutet auf die Viehzucht hin, die das Volk dort betreiben würde. Allerdings hielt man in Israel kaum Kühe, außer in Baschan (östlich des Jordan und nördlich von Galiläa), das für seine Weiden berühmt war (Jer 50,19; Mi 7,14; vgl. Am 4,1). Ansonsten betrieb man in der Wüste Judäas Kleinviehzucht (Schafe und Ziegen). Honig steht für die übrige Landwirtschaft, da das Wort Honig im Hebräischen nicht nur Honig, sondern auch für andere Arten von Most steht. Landwirtschaft und Viehzucht muss in Israel räumlich strikt getrennt werden, weil die Kleintiere mit ihren scharfen Hufen und dem tiefen Biss die Grasnarbe kaputt und das Land dadurch unfruchtbar machen. Genau das geschah übrigens, als die Araber Israel eroberten und ihr Vieh überall weiden ließen.