Offenbarung 5
Heutige Bibellese:
Sacharja 9,1-17 / Offenbarung 5,1-14 / Psalm 132,1-18 / Sprüche 29,19-20
In Kapitel 4 wurde der Schöpfer verehrt. Doch größer als das Werk der Schöpfung war das der Erlösung durch das Blut Christi. Und darum geht es in diesem Kapitel.
In der Hand dessen, der aus dem Thron saß, befand sich ein versiegeltes Buch – ein Buch der Gerichte, wie man aus Kap. 6 folgern kann. Die Menschen haben die Sünden aufgehäuft bis zum Übermaß; das Gericht war verdient. Aber wer war würdig, die Siegel zu brechen und damit das Gericht auszuführen?
Die Szene erinnert an Joh 8,1-11, wo eine Ehebrecherin angeklagt wird, die ihrer Sünde eindeutig überführt war. Das Gesetz verlangte ihre Steinigung. Doch als Jesus gebot, dass derjenige, der ohne Sünde sei, den ersten Stein werfen solle, erwies sich niemand als würdig, das Gericht auszuführen! Und er selbst, der einzige Würdige, verzichtete darauf, weil die Stunde des Gerichts noch nicht gekommen war. Sein Auftrag bestand darin, Menschen zu retten, nicht zu richten oder zu verderben (Lk 9,56; 19,10).
Johannes weinte bei dem Gedanken, dass niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen, weil dann das Gericht über das Böse nicht stattfinden würde. Doch dann wurde ihm gesagt, dass der Löwe aus dem Stamm Juda überwunden hätte und würdig sei, die Siegel zu öffnen (V.5). Das Überwinden geschah, als er als Opferlamm „geschlachtet“ wurde (V.6). Hier wird der Herr Jesus in der Offenbarung zum ersten Mal als Lamm bezeichnet. Insgesamt wird er in diesem Buch 29-mal so genannt. Im Griechischen steht es immer in der Verkleinerungsform „Lämmlein“. Während er jetzt in Allmacht erscheint, um Gericht auszuüben (vgl. die sieben Hörner als Zeichen seiner siebenfachen Macht), war er als Opferlamm verachtet und abgelehnt. Die sieben Augen, d.h. die sieben Geister, die über die Erde gesandt sind, zeugen dabei von seiner Einsicht. Es gibt keine „versteckten Winkel“ vor seinem prüfenden Auge. Nichts bleibt ihm verborgen, niemand kann seinem Gericht entrinnen.
Als das Lamm – majestätisch wie ein Löwe – hervortrat und das Buch nahm, kam es zu Anbetung und Äußerungen des Lobpreises, die bis zu den äußeren Grenzen der Schöpfung reichten.