Jeremia 13,10.15-27

Sept 07

Heutige Bibellese:

Jeremia 12,1-14,10 / Römer 7,1-13 / Psalm 53,1-7 / Sprüche 22,24-25


Nachdem Jeremia zum wiederholten Male Verstocktheit, Götzendienst und Unbrauchbarkeit des Volkes Gottes angeprangert hatte (V.10), ermahnt er die Menschen, dem HERRN die Ehre zu geben (u.a. dadurch, dass sie ihre Gottlosigkeit eingeständen und Buße täten), bevor er es finster machen würde, d.h. bevor es dafür zu spät wäre. Die Dämmerung des Gerichts stand nämlich nahe bevor, und dann würden sie sich aufgrund mangelnden Sehvermögens stoßen; sie würden Licht erwarten, aber in noch schlimmere Dunkelheit geraten (V.16).

Die Dämmerung kam, als die Babylonier Jerusalem belagerten und König Jojachin (vermutlich sind er und seine Mutter Nehuschta, die Witwe Jojakims, in V.18 gemeint) sich ergab und gefangengenommen wurde (2.Kön 24,8-12). Die völlige Finsternis kam mit der Zerstörung Jerusalems und weiteren Deportationen unter König Zedekia (den Nebukadnezar, der babylonische König, an Jojachins Stelle eingesetzt hatte).

Einst hatte Juda freundschaftliche Beziehungen zu den Babyloniern gepflegt, möglicherweise auch Bündnisse mit ihnen geschlossen (Jes 39,1-7; Hes 23,14-27). Doch schon bald würden die einstigen Liebhaber die Befehlshaber im Land werden (V.21)! Hatte Juda sich das so vorgestellt? Jedenfalls würde das die Folge ihrer Schuld sein (V.22). Der HERR hatte das nicht gewollt – im Gegenteil: er weinte bitter über ihr Schicksal und ihre Unbußfertigkeit (V.17). Bis heute ist Gott kein teilnahmsloser Beobachter. Er ist traurig, wenn man sein Gnadenangebot zurückweist, aber er ist tief bewegt und freut sich mit unbeschreiblicher Freude, wenn ein Mensch seine Schuld erkennt und zu ihm umkehrt (vgl. Lk 15,20)!

Geradezu neutestamentlich ist V.23. Ein Schwarzer kann seine Hautfarbe genauso wenig ändern wie ein Leopard seine Flecken. Deshalb kann auch der Mensch, der von Natur aus an Böses gewöhnt ist, nichts Gutes tun (vgl. Mt 12,34-35). Dazu wäre eine grundlegendere Änderung nötig: im Bild eine neue Haut bzw. ein neues Herz, denn das Herz ist die Quelle alles Bösen (Mt 15,19-20). Und das kann nur eine neue Geburt bewirken!

Jesus antwortete und sprach zu ihm [Nikodemus]: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. (Joh 3,3)


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