Maleachi 1
Heutige Bibellese:
Maleachi 1,1-2,16 / Offenbarung 21,15-22,5 / Psalm 149,1-9 / Sprüche 31,1-9
Der Prophet Maleachi ist schwierig zu datieren. Man ist sich einig, dass er nach dem Exil weissagte. Der Tempel war wieder aufgebaut (Abschluss: 515 v.Chr.) und der Tempelgottesdienst bereits einige Jahre wiederhergestellt. Die Missstände, die von Esra und Nehemia beseitigt worden waren, hatten sich erneut eingeschlichen und Gott sandte „seinen Boten“ (so die Bedeutung von „Maleachi“), um das Volk zu einem aufrichtigen Gottesdienst zurückzurufen. Die meisten konservativen Ausleger nehmen an, dass Maleachi gegen Ende des 5. Jh. v.Chr. lebte und wirkte, also gut 100 Jahre nach dem Erlass des Kyrus, der den Juden die Rückkehr aus Babylon und den Wiederaufbau des Tempels erlaubte. Nehemia hatte auf Abgaben des Volkes für seinen Unterhalt verzichtet (Neh 5,15). Deshalb ist 1,8 ein Hinweis darauf, dass Nehemia zur Zeit Maleachis schon nicht mehr Statthalter war.
Esra und Nehemia hatten einige Missstände im Volk behoben, doch das Buch Maleachi zeigt, wie schnell sie wieder in schlechte Gewohnheiten zurückfielen. Der ganze Gottesdienst war nur äußerer Schein. Es wurden fromme Rituale praktiziert – aber ihr Herz war fern von Gott. Ja, sie verachteten ihn regelrecht, weil sie für ihn nur das Allerletzte übrig hatten, was sie einem Statthalter nicht gebracht hätten (V.6-7). Aber Gott kann auf frommen Schein verzichten. Ihm wäre es lieber, man schlösse Tempel- oder Kirchentüren, als das man nur aus Tradition kommt oder um von anderen gesehen zu werden usw. Wie sieht unser Glaubensleben aus? Existiert dort in der einen oder anderen Ecke auch mehr Schein als Sein? Geben wir Gott das Beste, was wir haben – von unserer Zeit, unseren Finanzen usw.? Ein echtes Opfer tut weh! Wenn Gott es nicht wert ist, das Beste, was wir haben, von uns zu bekommen, wer dann?
Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist mein Name groß unter den Nationen. Und an allerlei Orten lässt man Opferrauch aufsteigen und bringt meinem Namen Gaben dar, und zwar reine Opfergaben. Denn mein Name ist groß unter den Nationen, spricht der HERR der Heerscharen. (Mal 1,11)
Dieser Vers war Anlass zahlreicher Missverständnisse. Manche denken, dass Gott damit aussagen würde, dass er auch durch manche Elemente heidnischer Religionen geehrt wird, doch dass sein Name unter den Nationen groß ist, wird erst im Tausendjährigen Reich Wirklichkeit werden! Ebenso irrig ist der Versuch, die Messe der römisch-katholischen Kirche mit der „reinen Opfergabe“ zu identifizieren (wie in den Bestimmungen des Konzils von Trient zu lesen ist). Die Glaubenden im Zeitalter der Gemeinde sind ein himmlisches Volk, wir haben eine himmlische Berufung (Hebr 3,1). Deshalb hat alles mit dem irdischen Opferdienst Verbundene (Opfergaben, Räucherwerk, Priester) aufgehört; unsere Opfer sollen geistlicher Natur sein (1.Pt 2,5). Im Tausendjährigen Reich wird es dagegen wieder einen Tempel mit Opferdiensten geben (sogar schon etwas früher, weil der Tempel in der Drangsalszeit noch einmal entweiht werden wird; 2.Thess 2,4) und der HERR wird weltweit verehrt werden – genau darauf bezieht sich V.11.