Esra 9

Dez 22

Heutige Bibellese:

Esra 8,21-9,15 / Offenbarung 14,1-20 / Psalm 141,1-10 / Sprüche 30,11-14


Götzendienst, der insbesondere durch Ehen mit ausländischen Frauen in Israel publik wurde (vgl. Salomo, Ahab; 1.Kön 11,3-5; 16,31), hatte dazu geführt, dass Gottes Zorn über Israel kam und das Volk in die Gefangenschaft ziehen musste. Weil Gott voraussah, dass ein Volk sich zum Götzendienst verleiten lassen würde, hatte er Mischehen mit Nichtisraeliten verboten (5.Mo 7,3-6; also nicht aus rassistischen Gründen, denn Heiden, die dem jüdischen Glauben beitraten, wie z.B. Rut – siehe Buch Rut – wurden in die israelische Glaubensgemeinschaft aufgenommen):

Denn du bist dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk. (5.Mo 7,6)

Israel sollte heilig sein, d.h. abgesondert für Gott. Doch wie schnell vergaßen die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden das! Als Esra knapp 80 Jahre nach den ersten Rückkehrern nach Jerusalem kam, wurde ihm von den Obersten berichtet, dass das Volk (einschließlich der Priester und Leviten, die es ja hätten besser wissen sollen), erneut die Gräueltaten der Heiden begingen, weil sie Ausländer geheiratet hatten (und zwar zum Teil genau die, vor denen der HERR in 5.Mo 7,1 ausdrücklich gewarnt hatte). Durch diese Mischehen hatten sie den „heiligen Samen“ mit den Völkern der Länder vermischt. Als Esra das hörte, war er geschockt und zerriss als Zeichen der Trauer sein Gewand und raufte Haare und Bart (V.1-4). Sind auch wir über den heutigen Zustand der Kirche erschüttert und betrübt? Inwieweit befolgen wir die Gebote Gottes?

Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten [...] (Joh 14,15)

Bemerkenswert ist, dass Esra gerade zur Zeit des Abendopfers von seiner Selbstdemütigung und tiefen Betrübnis aufstand (V.5). Das Brandopfer veranlasste ihn, Gott (durch Gebet) zu nahen. Er vertraute auf die Wirksamkeit des Opfers und wusste, dass er angesichts der Schuld nur auf der Grundlage dieses Opfers Gott nahen konnte. Dieses Brandopfer ist eine Vorschattung des Opfers Jesu Christi. Dessen Blut hat uns den Weg zu Gott geöffnet. Nur auf der Grundlage und im Vertrauen auf Christi Werk am Kreuz können wir vor Gott treten (Hebr 10,19).

Wie einst Daniel (Dan 9), so identifizierte sich auch Esra mit den Sünden seines Volkes (V.6ff: „unsere Sünden“ statt „ihre“ usw.). Er wusste, dass das ganze Volk zusammen unter dem Bund Gottes stand und daher auch gemeinsam die Verantwortung trug und gemeinsam vor Gott schuldig war.

Der Ausdruck „Zeltpflock“ in V.8 bringt den zurückgekehrten Überrest mit der Prophetie in Jes 22,23 in Verbindung. Der Überrest war durch die Gnade Gottes nach Juda und Jerusalem zurückgekehrt (die Mehrzahl der Juden gehorchte nicht und blieb in Babel wohnen) und hatte einen Zeltpflock (einen festen Halt) an heiliger Stätte bekommen. Diesen Halt hatten die Juden nicht verloren. Der Zeltpflock ist ein Bild für Jesus Christus, der nicht nur die Juden festhielt, sondern auch uns heute festhält! Er ist der sichere und feste Anker unserer Seele, der als Vorläufer bereits in das himmlische Heiligtum hineingegangen ist und dafür sorgt, dass auch wir dort ankommen werden (Hebr 6,19). Jesus Christus wurde hier ans Kreuz genagelt, damit wir in der Ewigkeit bei ihm an der heiligen Stätte des Himmels sein können. Er gibt den Glaubenden Halt – jetzt und in der Ewigkeit!


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