Esra 1

Dez 05

Heutige Bibellese:

Esra 1,1-2,70 / 3.Johannes 1-15 / Psalm 124,1-8 / Sprüche 28,27-28


Mit dem Buch Esra kommen wir in die Zeit „nach der Gefangenschaft“. Es gibt drei Geschichtsbücher, die man „Bücher nach der Gefangenschaft“ nennt – Esra, Nehemia und Esther – und auch drei prophetische Bücher nach der Gefangenschaft – Haggai, Sacharja und Maleachi. Das Buch Esra besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil (Kap. 1-6) beschreibt die Rückkehr unter Scheschbazar/Serubbabel und Jeschua, der zweite Teil (Kap. 7-10) beginnt mit der Rückkehr unter dem Priester und Schriftgelehrten Esra.

Die Rückkehr fand statt, nachdem die Medo-Perser das Babylonische Reich eingenommen hatten (539 v.Chr.). Zu jener Zeit waren die von Jeremia angekündigten 70 Jahre Gefangenschaft fast vorbei (erste Deportation 605 v.Chr.) und somit der Zeitpunkt der angekündigten Rückkehr erfüllt (Jer 29,10). Der Perserkönig Kyrus wurde gleich zu Beginn seiner Herrschaft vom HERRN dazu geleitet, die Gefangenen freizulassen, damit diese zurückkehren und den Tempel in Jerusalem wieder aufbauen würden (V.1-3). Dadurch wurde erfüllt, was der Prophet Jesaja ca. 170 Jahre zuvor prophezeit hatte (vgl. auch Jer 27,21-22):

[...] der von Kyrus spricht: Mein Hirte, er wird alles ausführen, was mir gefällt, indem er von Jerusalem sagen wird: Es werde aufgebaut, und der Grundstein des Tempels werde gelegt! [...]  Er wird meine Stadt bauen und meine Weggeführten freilassen [...] (Jes 44,28; 45,13)

Das zeigt deutlich die Allwissenheit und Macht Gottes: Er kann im Voraus verkündigen, was geschehen wird und besitzt auch die Macht, die Voraussagen zur Erfüllung zu bringen. Kyrus gab nicht nur die Erlaubnis zur Rückkehr, sondern unterstützte diese auch durch die Rückgabe der Tempelgeräte (die von Nebukadnezar sorgfältig verwahrt und von dessen Enkel Belsazar so schändlich missbraucht worden waren; V.7-10; Dan 1,2; 5,2). Außerdem forderte er die Juden auf, die Rückkehrwilligen zu unterstützen (V.4).

Die ersten Rückkehrer wurden von Serubbabel (wörtlich „geboren in Babel“), dem späteren Statthalter von Juda, und dem Hohepriester Jeschua angeführt (2,2; Hag 1,1). In V.8.11 wird dagegen berichtet, dass Kyrus alle Tempelgeräte in die Hand eines Mannes namens „Scheschbazar“ (wörtlich „Fremder in Babel“) gab. Außer an diesen beiden Stellen wird der Name Scheschbazar nur noch in 5,14.16 benutzt, wo die Juden sich für ihre Bautätigkeit am Tempel rechtfertigen müssen und sich direkt auf den Befehl und das Tun des Königs Kyrus berufen. Es ist daher naheliegend, dass Scheschbazar der babylonische Name für Serubbabel war (der immer gegenüber offiziellen persischen Stellen benutzt wurde), es sich also bei beiden Namen um die gleiche Person handelt. Dass Gefangene neue Namen erhielten, ist nicht ungewöhnlich; auch Daniel und seine Freunde bekamen von den Babyloniern neue Namen (Dan 1,7), die auch unter den Persern in Benutzung blieben (Dan 10,1). Für diese Erklärung spricht auch, dass von beiden gesagt wird, dass sie das Fundament zum Tempel legten (3,8-10; 5,16).

Es gibt noch andere Erklärungsmöglichkeiten (z.B. dass Scheschbazar von Kyrus zum jüdischen Verwalter ernannt wurde, aber kurz nach der Ankunft in Israel starb und durch Serubbabel ersetzt wurde; oder dass Scheschbazar mit Serubbabels Onkel Schenazzar identisch ist, vgl. 1.Chr 3,18), doch nur die oben erläuterte Erklärung liefert eine schlüssige Begründung dafür, dass von beiden berichtet wird, dass sie das Fundament des Tempels legten.


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