Daniel 8

Dez 01

Heutige Bibellese:

Daniel 8,1-27 / 1.Johannes 3,7-24 / Psalm 120,1-7 / Sprüche 28,21-22


Der Abschnitt 2,4 bis 7,28 ist in Aramäisch verfasst, der Sprache, die seit dem 7.Jh. v.Chr. offizielle Amtssprache im Nahen Osten war. Dadurch konnten diese Kapitel, in denen die heidnischen Weltmächte im Mittelpunkt der Prophetie standen, auch von Nichtjuden gelesen und verstanden werden. In den Kapiteln 8-12 steht dagegen wieder das Volk Israel im Mittelpunkt und die Sprache des Buches wechselt vom Aramäischen wieder ins Hebräische.

Daniel sah sich in dem Gesicht, das er im dritten Regierungsjahr Belsazars empfing, in der Burg Susa, die in der Provinz Elam war, und am Fluss Ulai. Möglicherweise war die Burg Susa zum Zeitpunkt der Vision noch in babylonischem Besitz; später wurde sie Winterresidenz der persischen Herrscher. Nehemia diente dem persischen König in der Burg Susa und auch das Buch Ester spielt dort (Neh 1,1; Est 1,2). 

Der Widder mit den zwei Hörnern, den Daniel vor dem Fluss sah (V.3), stellt das Medo-Persische Reich dar (zwei Hörner für zwei Könige). Das höhere Horn, das zuletzt aufstand, steht für die Perser. Anfangs waren die Perser von den Medern abhängig, unter Kyrus gewannen sie dagegen die Oberherrschaft über die Meder. Nach Kyrus wurde das Reich immer von einem Perserkönig geführt.

Wenn Daniel von der Burg Susa aus zum Fluss Ulai blickte, stand der Widder auf der anderen Seite des Flusses, d.h. auf der Ostseite. Das war genau die Richtung, von der die Medo-Perser kamen und das Babylonische Reich besiegten (vgl. Jes 46,11). Aus dem Osten kommend, stießen sie mit unaufhaltsamer Kraft nach Westen (Mesopotamien, Syrien, Kleinasien und Mazedonien), Norden (Thrakien, Armenien und die Gebiete, die sich bis Turkestan ausdehnen) und Süden (Israel, Ägypten und Libyen) vor (V.4). Fast zweihundert Jahre lang blieben sie unbezwingbar und dehnten ihre Herrschaft zu einem riesigen Reich aus („kein Tier hielt ihm stand“; V.4).

Doch dann kam aus dem Westen ein Feind auf, dem der Widder zum Opfer fiel (V.5). Der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland, das große Horn sein erster König, Alexander der Große (V.21). Alexander eroberte die ganze damals bekannte Welt in der erstaunlich kurzen Zeit von nur gut 10 Jahren – „er [seine Füße] berührte die Erde nicht“ (V.5). 

150 Jahre zuvor hatten die Perser unter den Königen Darius I. und Xerxes verheerende Kriege gegen die Griechen geführt. Das hatte bei diesen einen ungeheuren Hass auf die Perser erzeugt. Von diesem Zorn auf die Perser angetrieben, hatte Alexander es besonders auf ihr Reich abgesehen und zerschmetterte diese Weltmacht durch erfolgreiche Schlachten bei Granikos (334 v.Chr.), Issos (333 v.Chr.) und Gaugamela (331 v.Chr.; V.6-7).

Wenn man bedenkt, dass Daniel alle diese Ereignisse über 200 Jahre vor ihrem Eintreffen prophetisch niederschrieb (was nach V.1 etwa 547 v.Chr. geschah), kann man nur staunen. Die Bibel ist wirklich Gottes Wort – andernfalls wären so genaue und detaillierte Vorhersagen nicht möglich.


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