Klagelieder 3,22.39-42
Heutige Bibellese:
Klagelieder 3,1-66 / Apostelgeschichte 25,1-27 / Psalm 72,1-20 / Sprüche 24,13-14
Was beklagt sich der Mensch, der noch am Leben ist? Über seine Sünde beklage sich der Mann! (Kla 3,39; RevElb/Elb)
Klagen fällt leicht – denn „Gründe“ dafür gibt es jede Menge: die Mitmenschen, die Umstände, die Wirtschaftslage, die Politiker, das Wetter usw. Über äußere Dinge zu klagen fällt uns leicht und ist in manchen Kreisen regelrecht „in“. Wer keinen Grund zum Klagen hat, scheint irgendwie nicht normal zu sein.
Aber haben wir ein „Recht“ dazu, zu jammern und zu klagen? Schließlich leben wir noch (und eigentlich gar nicht so schlecht)! Das allein ist schon ein großer Beweis der Gnade Gottes (V.22; Fußnote). Und wie schön ist es, wenn man wie Paulus bereit ist, die Lasten, die der Herr einem auflädt, ohne Murren zu tragen, sich an dessen Gnade genügen zu lassen und dies gegebenenfalls auch vor anderen zu bezeugen (2.Kor 12,7-10).
Es gibt nur eins, worüber wir klagen sollten: über uns selbst – oder genauer: über unsere Sünde (V.39)! Dadurch zeigen wir, dass wir die Sünde hassen und sie genauso einschätzen wie Gott. Gleichzeitig ist das der Bereich, den wir am stärksten verändern können und sollen, so dass sich hier das Klagen „doppelt“ lohnt. Deshalb sollten wir täglich unsere Wege erforschen, zum Herrn umkehren und die Sünden bekennen (V.40.42). Durch eine solche Selbstdemütigung vor Gott macht man sich nicht schlechter als man ist, aber man gewinnt die Nähe und Gnade Gottes (Ps 34,19):
Er gibt aber desto größere Gnade. Deshalb spricht er: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ (Jak 4,6)