Jeremia 18,1-10

Sept 09

Heutige Bibellese:

Jeremia 16,16-18,23 / Römer 8,5-21 / Psalm 55,1-24 / Sprüche 22,28-29


Gott kann mit einem Töpfer verglichen werden. Er ist der Former, der alle Menschen macht. Manche „missraten“, so wie dem Töpfer nicht jedes Gefäß gelingt. Andere sind dagegen in seinen Augen gut. Genauso verhielt es sich mit Israel und auch allen anderen Völkern (V.4-6). Doch das nimmt keinem die Verantwortung ab. Ein Volk ist nicht deshalb schlecht, weil Gott es so gewollt hat, sondern weil es Gott die ihm gebührende Ehre nicht gibt und seine Gebote missachtet (d.h. den Zweck, zu dem es geschaffen wurde, nicht erfüllt). Als „Töpfer“ ist Gott souverän, zu beschließen, ein Volk oder Königreich zugrunde zu richten oder es gedeihen zu lassen (V.7.9).

Das Bild des Töpfers, der verschiedene Gefäße macht, wird von Paulus im Brief an die Römer im 9. Kapitel aufgegriffen und dort auch auf einzelne Menschen bezogen, die Gott bevorzugt, erwählt oder zum Zorn bestimmt. Das lässt natürlich den Eindruck entstehen, als handele Gott willkürlich! Wenn Gott Menschen verurteilt, weil er sie dazu bestimmt hat, weil sie IHM „missraten“ sind, dann ist das doch höchst ungerecht, oder?

Ja freilich, o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich so gemacht? Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen? (Röm 9,20-21)

Auf diesen Einwand gibt die Schrift zwei Antworten. Einerseits steht es uns als seinen Geschöpfen nicht zu, unseren Schöpfer zu kritisieren. Wir stehen nicht auf einer Stufe mit ihm und haben kein Recht, ihn zu kritisieren. Gottes Weisheit, Erkenntnis aber auch Gerichte übersteigen unsere Erkenntnis (Röm 11,33) und auch deshalb sollten wir besser schweigen.

Doch dann gibt es noch die andere Seite, die Seite der menschlichen Verantwortung. Wenn ein böses Volk (oder ein Mensch) zu Gott umkehrt, dann lässt Gott sich des Unheils gereuen, das er beschlossen hatte (V.8). Und wenn ein gutes Volk sich von Gott abwendet, dann handelt Gott nicht länger zum Guten mit ihm (V.10). Niemand ist seinem „Schicksal“ blindlings ausgeliefert. Niemand kann sein Verhalten damit entschuldigen, dass er vom Schöpfer dazu bestimmt sei, ein Gefäß „zur Unehre“ zu sein. Es gibt die Möglichkeit zur Umkehr (Buße). Gott handelt souverän – und dennoch gerecht! Niemand wird zu Unrecht verurteilt werden.


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