Jeremia 7,1-15

Sept 04

Heutige Bibellese:

Jeremia 6,16-8,7 / Römer 4,13-25 / Psalm 50,1-23 / Sprüche 22,16


Die Kapitel 7-10 werden oft als Tempelrede Jeremias bezeichnet, weil er sie im Tor des Tempels hielt (V.2). Dadurch hörten alle, die durch dieses Tor den Tempel betraten, um den HERRN anzubeten (und dadurch ihr Interesse an religiösen Dingen zeigten), die Botschaft Gottes. Gottes Worte sind sehr direkt, und oft brauchen wir diese Direktheit, um aufzuwachen und den falschen Kurs zu korrigieren.

Schon in 3,10 hatte Jeremia das Volk darauf hingewiesen, dass es nur zum Schein umgekehrt war. Hier erfahren wir weitere Details. Ihr Alltag war von Bosheit und Schlechtigkeit gekennzeichnet: Stehlen, Morden, Ehebruch, falsch Schwören, Götzendienst (V.9). Dann kamen sie zum Tempel, um den HERRN anzubeten, sich gegenseitig zuzusprechen, dass sie errettet seien – und gingen wieder weg, um die zuvor begangenen Gräuel weiter zu betreiben (V.10). Und wie sieht unsere Alltag heute aus? Gibt es auch bei uns diese Diskrepanz zwischen Alltags- und Sonntagsgesicht? Oder leben wir in Übereinstimmung mit unserem Glauben und Bekenntnis?

Gott durchschaut jede Sonntagsmaske. Mit seinem Segen und Wohlgefallen können wir nur rechnen, wenn sowohl unsere Wege wirklich gut sind (d.h. wenn wir alle Orte oder Personen meiden, die moralisch verwerflich sind und/oder uns zum Sündigen verführen) als auch unsere Taten (V.5-7). Zwar werden wir nie Perfektion erreichen, aber streben wir wenigstens nach Besserung?

Wenn wir uns dagegen im Alltag wie Räuber verhalten, machen wir dadurch das Haus Gottes (für uns: die Gemeinde) zu einer Räuberhöhle. Jesus zitiert V.11 anlässlich der Tempelreinigung (Mk 11,15-19).

Der Stamm Juda setzte sein Vertrauen auf den Tempel (V.4). Sie konnten sich nicht vorstellen, dass der HERR sein Haus zerstören lassen würde. Aber jedes Vertrauen auf äußere Sicherheiten (Taufe, Kirchenzugehörigkeit etc.) ist nutzlos. Nur die innere Beziehung zu Jesus Christus bzw. zu Gott kann retten. Das konnte Juda an Silo sehen, wo die Stiftshütte nach der Landnahme gestanden hatte (Jos 18,1) und bis gegen Ende der Richterzeit blieb (1.Sam 1,3). Über das Schicksal Silos erfahren wir aus der Bibel nichts Näheres, außer dass Gott seine Wohnung dort aufgab (Ps 78,60). Archäologische Untersuchungen ergaben, dass die Stadt Silo zerstört wurde (etwa 1050 v.Chr.), vermutlich durch die Philister. Nachdem die Bundeslade von den Philistern erbeutet worden war (1.Sam 4,10-11), scheinen die Priester nach Nob geflohen zu sein (1.Sam 22,11.19).

Wenn die Bosheit überhand nimmt, schreckt Gott auch vor Gericht an seinem eigenen Haus nicht zurück.

Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? (1.Pt 4,17)


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