Hebräer 10,19-39

Okt 31

Heutige Bibellese:

Hesekiel 3,4-4,17 / Hebräer 10,19-39 / Psalm 102,1-29 / Sprüche 26,21


Vers 19 beschreibt das überwältigende Ergebnis des vollkommenen Opfers Jesu Christi: Wir haben Freimütigkeit, in das Heiligtum einzutreten – und zwar durch den Vorhang hindurch, d.h. bis in das himmlische Allerheiligste (V.19-20)! Kein Jude, nicht einmal der Hohepriester, besaß Freimütigkeit bezüglich des irdischen Allerheiligsten. Wir besitzen dagegen Freimütigkeit, Gott im Geist zu nahen. Diese Aussagen mussten bei einem jüdischen Leser den Eindruck erwecken, dass die Glaubenden in weit höherem Sinn zu Priestern gemacht sind als die Söhne Aarons. Und das zu Recht. (Weitere Ausführungen über das Priestertum der Glaubenden findet man besonders in 1.Pt 2, einem Brief, der ebenfalls an gläubige Hebräer gerichtet ist!)

Doch welche Haltung ist unsererseits angemessen, um in die Gegenwart Gottes zu treten? Ein wahrhaftiges Herz mit voller Glaubensgewissheit und ein gereinigtes Gewissen (vgl. auch Ps 15). Wenn wir nicht aufrichtig (wahrhaftig) sind, werden wir uns in der Gegenwart Gottes kaum wohlfühlen. Wir werden uns dort auch nicht richtig freuen können, wenn es uns an Glaubensgewissheit mangelt, so dass wir unsicher sind, ob unser Sündenproblem wirklich völlig gelöst ist.

Der Hinweis auf die besprengten (und damit gereinigten) Herzen sowie den gewaschenen Leib waren dem jüdischen Leser bzw. Hörer verständlicher als uns. Sie spielen auf die Einsetzung Aarons und seiner Söhne (der Priester) an. Ihre Leiber wurden vollständig im Wasser gewaschen und auch mit Blut besprengt, bevor sie ihren Dienst aufnahmen. Wenn wir die Bedeutung des Todes Christi auf unser Herz anwenden („besprengen“), gibt uns das ein gutes Gewissen. Und wenn wir unter die reinigende Wirkung des Wortes Gottes kommen, werden wir von innen her erneuert. Das entspricht dem Baden des Leibes, von dem auch Jesus in Joh 13,10 spricht, und nach dem nur noch Hände und Füße gereinigt werden müssen (um ein „wahrhaftiges Herz“ zu bekommen).

Unsere Herzen sollten im Geist beständig in der Gegenwart Gottes Zuflucht nehmen – nicht damit wir Gott unsere Nöte bringen können (darum ging es in 4,16), sondern um Gemeinschaft mit ihm zu haben und ihn anzubeten in Freude über alles, was er ist und wie er sich in Christus offenbart hat. Wir nahen nicht nur, um von ihm eine Wohltat zu erlangen, sondern weil wir von ihm selbst angezogen werden.


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