Esra 8,21-36

Dez 22

Heutige Bibellese:

Esra 8,21-9,15 / Offenbarung 14,1-20 / Psalm 141,1-10 / Sprüche 30,11-14


Esra hatte die Rückreise von Babel für den ersten Tag des ersten Monats des siebten Regierungsjahres Artaxerxes I. (465-424 v.Chr.) festgesetzt (7,9; Fußnote). Nach neun Tagen kamen die Rückkehrer am Fluss, der nach Ahwa fließt, an. Dort wurde das Fehlen der Leviten festgestellt (V.15-19). Nach drei Tagen, am zwölften Tag des ersten Monats, zog man von dort nach Jerusalem weiter (V.15.31). Die gesamte Reisestrecke betrug etwa 1500 km und war mit etlichen Gefahren verbunden (vor allem von Überfällen, da das mitgeführte Silber und Gold sowie die Tempelgeräte von hohem Wert waren; V.31). Deshalb ordnete Esra vor dem Aufbruch ein Fasten an, mit dem sich die Reisegesellschaft vor dem HERRN demütigte und ihn um Schutz und Bewahrung bat. Esra hätte den König um eine militärische Begleitung bitten können, aber das hätte im Widerspruch zu seinem Zeugnis gestanden, das er vor dem König abgelegt hatte, nämlich dass „die Hand unseres Gottes zum Guten über allen ist, die ihn suchen“ (V.22). Wir hätten Esras Verhalten vermutlich als Leichtsinn eingestuft und mit dem Hinweis, dass wir Gott nicht versuchen sollen, abgelehnt (vgl. Mt 4,7). Doch Esra handelte nicht leichtsinnig, sondern aus Glauben. Er sprach nicht nur von Gottvertrauen, sondern vertraute in allem auf Gott – und ließ seinem Reden die entsprechenden Taten folgen. Auch als Christen leben wir immer in dem Spannungsfeld zwischen „Gott versuchen“ und Glaubensmut und wir benötigen viel Weisheit, um uns recht zu entscheiden (die Gott uns aber gerne gibt, wenn wir ihn darum bitten; Jak 1,5). Vermutlich tendieren war aber eher zu zu starkem Sicherheitsdenken und sollten uns durch das Beispiel Esras herausfordern lassen, auch einmal etwas „zu wagen“ und im Glauben auf Gottes Hilfe zu vertrauen. Das Vertrauen Esras wurde jedenfalls gesegnet. Er kam mit seinen Begleitern wohlbehalten in Jerusalem an (im fünften Monat; 7,8). Wie groß muss ihre Freude gewesen sein, als sie ihr Ziel, den wieder aufgebauten Tempel, erreicht hatten. Freude darüber, das Haus Gottes wieder betreten zu können. Freude aber auch darüber, das Ziel nach langer Reise wohlbehalten unter der guten Hand Gottes erreicht zu haben (V.22.31). Wären sie von einer militärischen Eskorte begleitet worden, wäre die Freude über die Bewahrung wohl kaum so groß gewesen – und auch der König hätte nicht gesehen, wie mächtig der Gott Israels ist, der die Seinen auch ohne Eskorte beschützen kann!

Je mehr wir im Alltag auf irdische Hilfsquellen vertrauen und nicht auf Gott, desto weniger können wir seine Hilfe (und die daraus resultierende Freude) erleben und desto geringer ist auch unsere „Zeugniskraft“ vor Nichtglaubenden.

Er hält für die Aufrichtigen Hilfe bereit, ist denen ein Schild, die in Lauterkeit wandeln, indem er behütet die Pfade des Rechts und den Weg seiner Frommen bewahrt. (Spr 2,7-8)


Nächster Tag Vorheriger Tag