Daniel 7,9-14.22

Nov 30

Heutige Bibellese:

Daniel 7,1-28 / 1.Johannes 2,18-3,6 / Psalm 119,161-176 / Sprüche 28,19-20


Nachdem die vier Weltreiche in Form von vier Tieren gesehen wurden, wird eine Gerichtsszene beschrieben. Viele Menschen wollen es nicht wahrhaben, aber die Bibel bezeugt es immer wieder: dieses Zeitalter wird ein Ende haben, und es endet mit Gericht. Es ist noch nicht das universelle Endgericht vor dem großen weißen Thron (Off 20,11), sondern das Gericht, das tausend Jahre früher stattfindet, vor Beginn des tausendjährigen Friedensreiches Christi (vgl. Mt 25,31-46; Off 20,4-6):

Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben [...] (Off 20,4)

Auffallend ist, dass in Dan 7,9 die gleichen Throne (Plural) gesehen werden, aber nur eine Person sich setzt („der alt war an Tagen“). In Off 20 wird nicht näher erläutert, wer mit den „sie“ gemeint ist, die sich zum Gericht setzen, aber aus anderen Stellen der Bibel wird deutlich, dass es sich nur um die „Heiligen“ handeln kann, die die Welt richten werden: die neutestamentlichen Glaubenden (1.Kor 6,2). Da die Gemeinde im AT noch ein „Geheimnis“ ist, d.h. noch nicht offenbart ist, kann Daniel sie nicht auf den Thronen sehen! Der, den Daniel sich setzen sieht, ist der ewige Gott, genauer: der Herr Jesus Christus, der vom Vater zum Richter der Welt eingesetzt worden ist.

Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben [...] (Joh 5,22)

Die Erwähnung des Alters ist eine Ehrenbezeichnung, die auf die ewige Existenz und ewige Herrschaft Jesu Christi hinweist (vgl. Ps 45,7; 93,2; Mi 5,1; Off 1,8). Der Vergleich der Haare mit Wolle sowie die Erwähnung des weißen Gewandes und des Feuers deckt sich mit Off 1,13-15, wo eindeutig Jesus Christus beschrieben wird. Die Beschreibung des Throns (Feuerflammen, Räder) gleicht der Beschreibung des Thronwagens in Hes 10,2.6.

Die Verse 13-14 beschreiben das zweite Kommen Christi. Nach dem Gericht empfängt er die Königsherrschaft aus der Hand des Vaters. Das steht in Einklang mit Kap. 2: Nachdem der Stein das Standbild zerschlagen hat, erfüllt der Berg (das Reich) die ganze Erde.

Wenn man die Person in V.9 mit Jesus Christus gleichsetzt (wofür es gute Gründe gibt, wie die zitierten Bibelstellen zeigen), stößt man auf die Schwierigkeit, dass der Menschensohn (Jesus) in V.13 scheinbar zu sich selbst geht. Vielleicht ist es vor allem für unser vom Griechischen geprägten Denken ein Problem – die Orientalen denken nicht so linear. Vielleicht ist auch Joh 14,9 ein Lösungsansatz: wer Jesus sieht, sieht den Vater. Die Personen der Dreieinheit Gottes lassen sich nicht immer strikt trennen und im ewigen Zustand wird sowieso „Gott alles in allem“ sein (1.Kor 15,28). Auch in V.22, wo wieder von dem, „der alt an Tagen war“, gesprochen wird, sind die Personen aus V.9 und V13f vereint.

Eine ähnliche Schwierigkeit tritt in Off 4-5 auf. Die in Kap. 4 auf dem Thron sitzende Person wird als Schöpfer identifiziert (Off 4,11). Doch das ist Jesus Christus (Kol 1,16; Hebr 2,10). In Off 5 wird ein Lamm gesehen (was wiederum eindeutig Jesus Christus ist), das aus der Hand dessen, der auf dem Thron sitzt, eine Schriftrolle nimmt!

Alle Reiche dieser Welt sind von „tierischem“ Charakter. Dieses Kapitel macht deutlich, dass nur der Menschensohn, Jesus Christus, ein Reich aufrichten kann, in dem Gerechtigkeit und Frieden herrscht. Und sein Königtum wird nicht zerstört (V.14)!


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