Hesekiel 11

Nov 04

Heutige Bibellese:

Hesekiel 11,1-12,28 / Hebräer 12,12-29 / Psalm 105,16-45 / Sprüche 26,28


In Kapitel 8 hatte Hesekiel in einer Vision gesehen, wie verschiedene Gruppen von Menschen im Tempel Götzendienst betrieben. Die Kapitel 9 und 10 beschreiben Gottes Reaktion darauf: Gericht über die Bewohner und die Stadt und die Herrlichkeit des HERRN verlässt den Tempel. In Kapitel 11 wird eine weitere Sünde beschrieben: 25 Männer (vielleicht die gleichen wie von 8,16) traten als böse, falsche Ratgeber auf und führten das Volk auch dadurch in die Irre (V.2).

Die bösen Männer sagten, dass die Stadt Jerusalem der Topf sei und die Bevölkerung das Fleisch (V.3; vgl 24,2-6). Sie meinten, dass sie nicht nach Babel geführt werden würden. Dort müssten sie nämlich, gemäß der Anordnung Jeremias, Häuser für ihren langen Aufenthalt bauen (V.3; Jer 29,5). Vielmehr meinten sie, in Jerusalem sicher zu sein, weil sie genauso untrennbar zur Stadt gehörten wie das Fleisch zum Topf. Doch darin irrten sie sich. Die von ihnen Erschlagenen gehörten zur Stadt, über sie aber würde das Gericht kommen; sie würden aus der Stadt hinausgeführt und in die Fremde gebracht bzw. an der Landesgrenze mit dem Schwert erschlagen werden (V.6-11). An der Erfüllung dieser kurzzeitigen Prophetie würden sie (endlich) erkennen, dass der HERR sie richtete (V.12)!

Der Abschnitt V.14-20 bezieht sich wieder auf die zweite Zerstreuung, die 70 n.Chr. durch die Römer geschah (als Folge der Ablehnung des Messias, d.h. der verpassten zweiten Chance). Erst bei dieser Zerstreuung kam Juda unter viele Nationen, wurde in viele Länder zerstreut (nicht nur eins: Babylon; V.16). Bei der Rückkehr unter Serubbabel bzw. Esra kamen nur die Juden aus dem babylonischen Reich zurück. Erst die Rückkehr in den „letzten Tagen“ (die wir jetzt bereits sehen) ist eine Rückkehr aus allen Völkern. Erst nach der Rückkehr wird der HERR eine Erweckung unter seinem Volk bewirken (V.19-20) – auch das hat es bei der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft nicht gegeben.

Die Hinweise, dass der HERR den Juden in der Zerstreuung nur „wenig zum Heiligtum geworden“ ist (V.16), wird von den Juden auf die Synagogen bezogen. Das Heiligtum, der Tempel, ist zerstört worden. Die Synagogen bilden einen äußerst schwachen Ersatz.

Auf das Ende der wunderbaren Verheißungen folgte die ernste Warnung, dass der HERR die bösen Wege der Zeitgenossen Hesekiels, die Götzendienst betreiben, bestimmt vergelten wird (V.21). Die wunderbaren Verheißungen nützen allen denen nichts, die nicht Buße tun und zu Gott umkehren. Jeder Mensch trägt für sich selbst Verantwortung; es gibt keine „Generalamnestie“.

Dann wird beschrieben, wie die Herrlichkeit des HERRN Jerusalem verließ und sich auf den Berg im Osten stellte – den Ölberg. In diese Richtung verließ auch Jesus den Tempel. Von hier wird er wiederkommen. Die Herrlichkeit des HERRN wird von Osten aus in den Tempel des Tausendjährigen Reiches einziehen – und ihn nie mehr verlassen (43,4)! Deshalb wird das Osttor zugemauert (44,1-2) und die Stadt erhält den Namen: „Hier ist der HERR“ (48,35).


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