Richter 20-21

Mai 16

Heutige Bibellese:

Richter 20,1-21,25 / Johannes 8,31-59 / Psalm 113,1-9 / Sprüche 15,5-7


Der Krieg gegen Benjamin weist gewisse Parallelen zu dem Kampf gegen Ai auf, einer der Städte, an der das Gericht Gottes über die Kanaaniter vollzogen werden sollte (Jos 7-8). Beiden Kriegen ging Sünde voraus und es kam zunächst zur Niederlage. Beide Male erfolgte der Sieg durch einen Hinterhalt, allerdings auf schmachvolle Weise, indem das Volk zunächst floh. Hätte das Volk keine Schuld auf sich geladen, wäre ein direkter und triumphaler Sieg wie in Jericho möglich gewesen!

So berechtigt das Vorgehen gegen Gibea und Benjamin war, so unberechtigt war doch das Ausmaß der Zucht. Zucht muss immer Buße und Wiederherstellung als Ziel haben, nicht Vernichtung. Ein Ausschluss („Krieg“) muss immer das letzte Mittel sein, wenn alle anderen Methoden (Gespräche oder auch „Bezeichnen“, Mt 18,15-17; 2.Thess 3,14) versagt habt – was immer auch von Buße und Demütigung vor Gott seitens der Gemeinde begleitet sein muss, weil man versagt hat, die Zurechtbringung auf andere Weise zu erreichen. Und wenn ein Ausschluss nötig war, muss immer wieder geprüft werden, ob eine Wiederaufnahme des Ausgeschlossenen möglich ist (vgl. 2.Kor 2,6-8). Israel schoss mit der Ausrottung ganzer Städte in Benjamin, d.h. vieler Unschuldiger Personen, über das Ziel hinaus (V.48)! Erst danach dachten sie über das Geschehene nach, weinten über die Ausrottung des Stammes Benjamin (von dem nur 600 Männer übriggeblieben waren, 20,47; 21,7) und fragten den HERRN, warum dies geschehen sei (obwohl das ihrem Übereifer zuzuschreiben war; 21,2-3).

Der unüberlegte Schwur, den sie getan hatten (21,1), verbot ihnen, ihre Frauen den überlebenden Benjaminitern zu geben. Doch anstatt darüber Buße zu tun und den HERRN um Aufhebung ihres Eides zu bitten, luden sie weitere Schuld auf sich, indem sie ihren zweiten Eid brachen (V.5). Sie hatten geschworen, alle zu töten, die nicht bereit waren, an Benjamin Gericht zu üben. Gleichgültigkeit gegenüber Sünde im Volke Gottes, wie Jabesch es zeigte, ist nicht hinnehmbar. Der Herr verabscheut Sünde und wir müssen das auch tun und ggf. richten. Wem eine Sünde bei anderen egal ist, steht selbst in der Gefahr, diese Sünde zu begehen, weil er sie nicht als schlimm einstuft! Und nun war Israel bereit, das Gericht gegenüber Jabesch nur halbherzig auszuüben, indem sie die Jungfrauen verschonten, um sie den Benjaminitern zu geben.


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