Daniel 10

Dez 03

Heutige Bibellese:

Daniel 11,2-35 / 1.Johannes 5,1-21 / Psalm 122,1-9 / Sprüche 28,24


In dritten Jahr des Kyrus wurde Daniel ein Wort offenbart. Während des Gesichts wurden ihm die Dinge erklärt und er verstand das Wort. Erschüttert über den Inhalt trauerte Daniel drei Wochen lang, indem er auf köstliche Speisen verzichtete und sich nicht salbte (V.1-2). Das, was Daniel in Trauer versetzte, waren die Erklärungen, die der Engel ihm in Kapitel 11-12 gab. Kapitel 10 bildet die Einleitung zu dieser letzten großen, detaillierten Weissagung, die in V.21 angekündigt und ab 11,2 verkündigt wird (dass die Kapitel 10-12 eine Einheit bilden zeigt u.a. auch ein Vergleich von V.4-6 mit 12,5). Wie in Kap. 8 geht es zuerst um die Königreiche von Persien und Griechenland (V.20; 11,2-35), aber später auch um das Ende, die fernen Tage (V.14), d.h. die Drangsalszeit (11,36-45) und das Tausendjährige Reich (12,1-4).

Diesmal befand Daniel sich am Ufer des Stromes Hiddekel, das ist der Tigris (V.24). Dort sah er einen in Leinen gekleideten Mann, dessen Beschreibung sehr an Off 1,13-15 erinnert. Deshalb denken viele Ausleger, dass Daniel Jesus Christus sah, aber nicht (wie sonst im AT) in seiner Präinkarnation (d.h. vor seiner Fleischwerdung), sondern bereits in seiner Postinkarnation (d.h. so, wie er nach seiner Fleischwerdung und Verherrlichung aussieht). Seit seiner Verherrlichung ist Jesus der priesterliche Fürsprecher, Richter und Hirte seiner Schafe (wozu ja auch Israel gehört) – und genau in diesen Funktionen wird sein Volk ihn in der zukünftigen Drangsalszeit brauchen. Die Erscheinung eines Engels oder Erzengels hätte bei Daniel und seinen Freunden vermutlich keine so heftige Reaktion hervorgerufen (V.7-8). Andere stimmen dieser Interpretation nicht zu, weil es unwahrscheinlich ist, dass Christus von dem Fürsten von Persien gehindert werden könnte und er die Hilfe des Engels Michael benötigt (V.13.21); am Kreuz hat er die Fürstentümer und Gewalten auch alleine besiegt – sogar völlig (Kol 2,15; Elb). Allerdings ist die Person, die Daniel berührte (V.10), zu ihm gesandt war (V.11) und zu ihm sprach (V.11ff) nicht zwangsläufig mit der Erscheinung aus V.5-6 identisch (vgl. auch 9,21.23, wo Gabriel zu ihm gesandt wurde und ihn ebenfalls mit „Vielgeliebter“ angeredet hat).

Dass nur Daniel die Erscheinung sah, nicht aber die Männer, die bei ihm waren, erinnert an das Bekehrungserlebnis des Paulus, bei dem auch nur er den Herrn Jesus sah. Die Männer, die bei ihm waren, sahen wohl das Licht, nicht aber den Herrn Jesus Christus und verstanden auch die Worte nicht (V.7-9; Apg 9,3.7; 22,6.9; 1.Kor 9,1; 15,8).

Kapitel 10 ist sehr hilfreich, um Eph 6,12 zu verstehen. Dort wird festgestellt, dass wir die Waffenrüstung Gottes dringend benötigen, weil unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut (d.h. irdische, sichtbare) Dinge gerichtet ist, sondern gegen die geistlichen Mächte in der Himmelswelt (Fürstentümer, Gewalten usw.). Daniels Wunsch, ein tieferes Verständnis zu erlangen, setzte den Himmel in Bewegung! Gott sandte ihm einen Engel, doch der wurde 21 Tage lang von einem Fürsten (Dämon) aufgehalten (V.13)! Unsere Gebete und geistlichen Wünsche setzen den Himmel in Bewegung, einschließlich der feindlichen Mächte, die für manchen Widerstand verantwortlich sind. Da ihre Angriffe auch uns gelten, müssen wir uns jeden Tag neu mit den Waffen Gottes schützen!


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