Hesekiel 35-36

Nov 17

Heutige Bibellese:

Hesekiel 35,1-36,38 / 1.Timotheus 3,1-16 / Psalm 116,1-19 / Sprüche 27,21-22


In diesen beiden Kapiteln geht es um Berge – das Gebirge Seir (Kap. 35) bzw. die Berge Israels (Kap. 36). Das Gebirge Seir war das Wohngebiet der Edomiter, der Nachkommen Esaus. Es liegt zwischen dem Toten Meer und Eilat, östlich des Wadi Arabah. Als Isaak seine Söhne segnete, sprach er zu Jakob:

So gebe dir Gott vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und von Korn und Most die Fülle! (1.Mo 27,28)

Das traf auf das Land Israel zu. Für Esau blieb dagegen nur ein Wohnort fern vom Fett der Erde und fern vom Tau des Himmels über (1.Mo 27,39) – das Gebirge Seir, eine Wüste. Seir (se’iyr) bedeutet rau; das Gebirge war rau. Das passt sprachlich zu Esau, von dem nach der Geburt berichtet wird, dass er „rau [se’ar] wie ein Fell“ (1.Mo 25,25; Luther) bzw. „wie ein haariger Mantel [d.h. rau, behaart]“ (1.Mo 25,25; RevElb) war.

Auch zwischen Edom und rot liegt ein Wortspiel vor. Esau war rötlich (1.Mo 25,25) und verkaufte sein Erstgeburtsrecht gegen ein rotes (adom) Linsengericht (1.Mo 25,30), so dass man ihm den Namen Edom (edom) gab. Zudem wird Edom Blutschuld und Freude am Blutvergießen vorgeworfen. Viermal wird Blut (dam) in V.6 erwähnt, das ebenfalls an den Namen Edom erinnert (zumal im Hebräischen nur die Konsonanten geschrieben wurden, nicht die Vokale).

Die Berge Israels entsprechen dem heutigen Westjordanland, ein Teil des umstrittenen Gebietes Israels – und das nicht umsonst. Die Berge waren Zentren des Götzendienstes. Dort standen die Höhen (heidnische Heiligtümer) und Altäre für die Götzen (Kap. 6). Deshalb lastet gerade auf den Bergen Israels ein Fluch, der bis heute spürbar ist. Doch in der Zukunft werden die Berge Israels wieder fruchtbar sein. Sie werden für Israel Frucht tragen und bebaut und besät werden (36,8-9), was darauf schließen lässt, dass sie auch bewohnt sein werden (vgl. V.10).

Aus Kap. 36 geht hervor, dass das in Kap. 35 angekündigte Gericht nicht nur Edom gilt, sondern allen Nationen rund um Israel, die das Land von allen Seiten („rings umher“) bedrängt haben (36,3.5.7). Ihre Strafe wird darin bestehen, dass ihr Land zur Wüste (Einöde) wird. Das ist kein Widerspruch zu der obigen Feststellung, dass das Land Edom eine Wüste ist. Im Hebräischen gibt es mehrere Ausdrücke für Wüste. Die Wüste (midbar) Judäa eignete sich z.B. gut für die Viehzucht. David war dort als Schafhirte tätig (1.Sam 17,28). Doch das in 35,14-15 benutzte Wort Einöde bzw. Wüste (schimamah) bedeutet „Schrecken verbreitende Wüste“, „Verwüstung“. Israel dagegen ist für die Zukunft genau das Gegenteil verheißen: ein fruchtbares Land, Wiederaufbau der Trümmerstätten, Vermehrung von Vieh und Bevölkerung (36,8-12) – genau das, was man seit einigen Jahrzehnten in Israel beobachten kann. Die Prophetie beginnt sich zu erfüllen!


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