1.Könige 2,13-25
Heutige Bibellese:
1.Könige 2,1-3,2 / Apostelgeschichte 12,24-13,13 / Psalm 137,1-9 / Sprüche 17,16
Dass Adonija darum bat, Abischag zu bekommen, die letzte Frau Davids (die er nicht mehr erkannt hatte; 1,1-4), geschah nicht ohne Hintergedanken. Damals war es üblich, dass ein neuer Herrscher die Frauen seines Vorgängers übernahm, um dadurch seinen Machtanspruch zu unterstreichen. David hatte einst die Frauen Sauls übernommen (2.Sam 12,8), Ahitofel hatte Absalom dazu geraten, zu den Nebenfrauen Sauls einzugehen (2.Sam 16,21) und Isch-Boschet wurde unwillig, als Abner zu einer Nebenfrau Sauls einging (2.Sam 3,7). Um seinen listigen Plan durchzuführen, geht Adonija sehr geschickt vor. Er wendet sich nicht direkt an Salomo, sondern an dessen Mutter Batseba. Diese ist zunächst auch skeptisch und fragt, ob sein Kommen Friede bedeuten würde. Adonija bejaht dies. Ferner erkennt er sogar an, dass der HERR dem Salomo das Königtum hatte zukommen lassen, obwohl dies eigentlich ihm, als dem Ältesten noch lebenden Sohn Davids zugestanden hätte (V.15). Als er schließlich seine Bitte vorträgt, ist Batseba bereit, sie dem König vorzutragen (V.18).
Als Batseba zum König geht, erweist er ihr alle Ehre, indem er für sie einen Thron zu seiner Rechten aufstellen lässt (auch Jesus hat jetzt einen solchen Ehrenplatz eingenommen und sitzt zur Rechten des Vaters, Mk 16,19). Der König verspricht zunächst, dass er die Bitte seiner Mutter nicht abweisen wird (V.20), doch als er hört, um was sie (bzw. eigentlich Adonija) bittet, durchschaut er sofort, dass er die Bitte nicht erfüllen kann. Die Bitte um Abischag gleicht einer Bitte um das Königtum (V.22)!
Die Ablehnung dieser Bitte ist kein Verstoß gegen die Gebote Gottes. Das Gebot, die Eltern zu ehren, gilt lebenslang (und das hat Salomo getan). Aber ehren ist nicht das gleiche wie gehorchen! Die Gehorsamspflicht endet, wenn man das elterliche Haus verlassen hat. Außerdem gilt immer, dass man Gott mehr gehorchen muss als Menschen (Apg 5,29) – und Gott hatte Salomo als Thronfolger bestimmt.
Adonija kostete dieser zweite Versuch, sich des Königtums zu bemächtigen, das Leben. In 1,52 hatte Salomo ihn verschont und ihm Gnade erwiesen. Doch Salomo hatte auch gesagt, dass Adonija sterben müsse, wenn Böses bei ihm gefunden würde – und genau das war jetzt geschehen!