Nehemia 6
Heutige Bibellese:
Nehemia 5,14-7,72 / Offenbarung 18,1-24 / Psalm 145,1-21 / Sprüche 30,21-23
Die Mauer war gebaut, nur die Torflügel mussten noch eingesetzt werden. Die Arbeit stand kurz vor ihrem Abschluss und alle Versuche, dies zu verhindern, waren gescheitert. Nun „rüsteten“ die Feinde sich zu ihrem letzten Angriff. Sie versuchten, Nehemia zu einem Treffen zu locken, und planten vermutlich, ihn umzubringen (V.2). Möglicherweise suggerierten sie ihm, einen Friedensvertrag schließen zu wollen. Auch in der Christenheit gibt es viele Bestrebungen unterschiedlicher Gruppen, sich zusammenzuschließen bzw. zusammenzuarbeiten und viele sind in gewisser Weise „betrügerisch“. So wünschenswert und positiv eine größere Einheit unter den Christen auch ist – sie darf nie auf Kosten der Wahrheit gehen und ist auch nur dann sinnvoll, wenn gleiche Ziele verfolgt werden! Wenn einer nach rechts und der andere nach links gehen will, reißt das Zusammengefügte schnell wieder auseinander.
Wenn man den Anführer einer Bewegung zu Fall bringen kann, kommt oft die ganze Bewegung zum Erliegen. Genau diese Strategie wollten die Widersacher anwenden. Viermal versuchten sie, Nehemia von der Arbeit wegzulocken, und jedes Mal antwortete er, dass er sein Werk dafür nicht ruhen lassen würde (V.3-4). Wir sollten uns durch nichts und von niemandem von dem wichtigsten Ziel ablenken lassen, das Gott uns gegeben hat – und das ist: das Evangelium zu verkündigen und Menschen zu Jesus Christus zu führen!
Beim fünften Mal gab Sanballat seinem Diener noch einen offen Brief mit, der voll verleumderischer Anklagen war. Mindestens die ersten Könige Israels wurden von Gott durch Propheten (V.7) zu Königen ernannt. Im Falle Davids erfolgte die Salbung sogar schon lange Zeit, bevor er wirklich König über Israel wurde (1.Sam 10,1; 16,13; 1.Kön 1,39; vgl. 1.Kön 19,15). Nehemia konnte auf diese boshafte Attacke reinen Gewissens antworten, dass alles erfunden sei (V.9). Da der Brief offen war, wurde er unterwegs von vielen gelesen. Dennoch verzichtete Nehemia darauf, sich zu rechtfertigen. Insbesondere reiste er nicht zum persischen König, um die Sache richtigzustellen. Auch das hätte ihn von der Verfolgung seines Ziels abgebracht!
Der nächste Angriff zielte darauf, Nehemia dazu zu bewegen, in den Tempel zu gehen (V.10). Das wäre eine große Sünde gewesen, denn Nehemia war kein Priester (nicht einmal ein Levit), so dass ihm dies nicht erlaubt war (4.Mo 3,10). Zudem war er, da er als Mundschenk (1,2) eine sehr einflussreiche Stellung hatte, wie die meisten engsten Vertrauter des Königs vermutlich ein Eunuch, ein „Verschnittener“, dem erst recht der Zugang zu Gott verwehrt war (5.Mo 23,2-3). Nehemia durchschaute sofort, dass Schemaja ein falscher Prophet war (V.12). Alles, was im Widerspruch zu Gottes Wort steht und von dem wichtigsten Ziel ablenkt, kann nicht von Gott kommen! Nehemia war ein Mann des Glaubens, er hatte Gemeinschaft mit Gott und kannte dessen Gedanken. Deshalb durchschaute er den listigen Plan sofort.
So wurde die Mauer nach nur 52 Tagen fertiggestellt. Das ist eine sehr kurze Zeit für ein so großes Werk. Aber sollte es Gott unmöglich sein, solches zu ermöglichen – zumal das Baumaterial (die alten Steine) ja schon vorhanden war und Nehemia die Arbeit gut strukturierte und verteilte?