Rut 2
Heutige Bibellese:
Rut 1,1-2,23 / Johannes 9,1-41 / Psalm 114,1-8 / Sprüche 15,8-10
Schon an den Grußworten in V.4 erkennt man, dass Boas und seine Knechte fromme Leute waren. Ihr Glaube drückte sich in ihrem Alltag im Sprechen und Handeln deutlich aus. (Wenn nicht die Grußworte schon zu Worthülsen verkommen waren wie die heutigen Floskeln „Grüß Gott“ oder „oh Gott“.)
Der aufmerksame Boas entdeckt die fremde Frau sofort und erkundigt sich, wer sie sei. Die Frage „wem gehört dieses Mädchen?“ spiegelt die Sippenstruktur der damaligen Gesellschaft wider, in der jede Frau zu jemandem „gehört“. Boas fordert Rut auf, nicht auf dem Feld eines anderen aufzulesen (V.8). Wenn wir mit Jesus leben wollen, sollen und brauchen wir nicht auf andere Felder wie Selbstverwirklichung, Karriere, Esoterik usw. zu gehen, denn der Vater weiß, was wir brauchen und wird es uns geben (Mt 6,31-33).
Rut durfte den Mägden, die die Ernte einsammelten, sogar direkt folgen, während es üblich wäre zu warten, bis die Erntearbeiter das Feld verlassen hatten. Außerdem sichert Boas ihr Schutz vor Belästigungen durch seine männlichen Arbeiter zu. Sogar von dem oft knappen Wasser der Arbeiter, das extra von einem Brunnen geholt werden musste, darf sie trinken.
Die enorme Fürsorge des Boas überrascht Rut. Die Frage, warum sie in seinen Augen Gnade gefunden hat, ist eigentlich überflüssig, weil Gnade freies Geschenk ist und eben nicht auf eigener Leistung beruht. Dass sie als Ausländerin, noch dazu Moabitin, überhaupt nichts verdient und sogar geringer als Boas Mägde ist, weiß sie selbst (V.13). Sind wir nicht ähnlich unwürdig und können über die unbeschreibliche Gnade unseres Herrn nur staunen?
Die Sorgfalt, mit der sich Boas um Ruts leibliches Wohl kümmert, erinnert stark an Jesu Wort und Werk. Jesus stillt unseren Durst mit dem Wasser des Lebens. Wer davon trinkt, wird nie mehr Durst haben (Joh 4,14). Und er ist das Brot des Lebens. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben (Joh 6)! Das, was Boas für Ruts (und Noomis) leibliches Wohlergehen tat, das tat Jesus für unser geistliches. Und so, wie Rut von der Speise noch ihrer Schwiegermutter etwas abgeben konnte, so wird auch der, der von Jesus das Wasser des Lebens bekommt, für andere zur Quelle werden (Joh 4,14; 7,38).