Amos 1-2
Heutige Bibellese:
2.Könige 14,26-29 / Amos 1,1-3,15 / 1.Korinther 1,18-2,5 / Psalm 16,1-11 / Sprüche 19,17
Amos war ein Prophet Israels, obwohl er selbst aus Juda kam (V.1). Von Beruf war er Schafzüchter (V.1) und Maulbeerfeigenzüchter (7,14). Nach Israel kam er nur, weil der HERR ihn mit seiner Gerichtsankündigung dorthin gesandt hatte (7,15-16).
Die Gerichtsankündigung, die Amos im Auftrag des HERRN aussprach, war sehr geschickt aufgebaut. Zuerst kündigte er Gottes Gericht für die umliegenden Städte und Nationen an, die Israel feindlich gesinnt waren, so dass man sich gut vorstellen kann, wie seine Zuhörer sich schadenfroh „die Hände rieben“ und freuten (1,1-2,3)! Doch als dann eine Gerichtsandrohung gegen Juda folgte, mag die Selbstsicherheit bereits gewichen sein. Und dann kam Israel an die Reihe!
Die Gerichtsandrohungen wurden mit den Worten eingeleitet: „Der HERR wird von Zion her brüllen und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen“ (V.2). In Jerusalem stand auf dem Berg Zion der Tempel, der Wohnort Gottes auf der Erde; von dort her ließ er seine Stimme hören. Dass die Aramäer (Damaskus) hart gegen Gilead vorgehen würden, hatte bereits Elisa vorausgesehen (V.4; 1.Kön 8,12; 10,32-33). Die in Vers 5 angekündigte Strafe, dass die Aramäer nach Kir deportiert werden sollten, erfüllte sich zur Zeit von König Ahas (Juda). Damals zogen die Assyrer unter Tiglath-Pileser gegen die rebellischen Bündnispartner Pekach (Israel) und Rezin (Aram), eroberten Damaskus und verschleppten die Bewohner nach Kir (Aram; 2.Kön 16,9). Mit „Riegel“ (V.5) sind die schweren Eisenstäbe gemeint, mit denen die Tore alter Städte gesichert wurden. Für den HERRN waren diese Riegel kein Hindernis. Auch Simson konnte durch solche Riegel nicht aufgehalten werden (Ri 16,3; er trug das Eingangstor der Stadt Gaza weg).
Den Städten Gaza und Tyrus wurde vorgeworfen, Israeliten an Edom ausgeliefert zu haben (V.6.9). Edom hatte sein Brudervolk Israel verfolgt und erbarmungslos behandelt (V.11). Interessant ist, dass der HERR nicht nur Unrecht gegenüber seinem eigenen Volk ahndet, sondern auch solches, das anderen angetan wird. Deshalb wird auch Moab gerichtet, weil es die Gebeine des Königs von Edom verbrannt hatte (2,1)!
Der immer wiederkehrende Ausdruck „wegen der drei Verbrechen [...] und wegen der vier“ drückt das Vollmaß der begangenen Sünde sowie die Unvermeidbarkeit des Gerichts aus.
Bei Israel wird die soziale Ungerechtigkeit angeprangert. Die Armen wurden immer ärmer, die Reichen wurden immer reicher – weil sie die Armen brutal unterdrückten und ausraubten. Das Gesetz Gottes gebot, auch die Armen zu achten, doch in Israel verachtete man sie derart, dass man sie für ein Paar Schuhe verkaufte (V.6). Gepfändete Kleider wurden nicht zurückgegeben, obwohl das Gesetz vorschrieb, Mäntel abends zurückzugeben, weil diese den Armen als Decke für die Nacht dienten (2.Mo 22,25-26). Ferner beugten sie das Recht der Geringen und begingen sexuelle Unmoral (V.7). Von Strafgeldern kauften sie Wein (bzw. nahmen Wein als Strafe), um sich im Haus ihres Gottes zu besaufen (V.8) – damit ist nicht der Tempel in Jerusalem gemeint, sondern ein Götzentempel. Nasiräern, d.h. Menschen, die sich dem HERRN geweiht hatten, gaben sie Wein zu trinken, wodurch diese ihre Weihe verloren. Und Propheten versuchten sie einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen (V.12). Ein erschütterndes Bild – aber ist es bei uns besser? Jak 2,1-13 warnt eindringlich davor, die Geringen in der Gemeinde zu verachten!