Obadja

Juli 13

Heutige Bibellese:

2.Könige 8,1-29 / Obadja 1-21 / 1.Thessalonicher 5,1-28 / Psalm 10,1-18 / Sprüche 19,4-5


Die Edomiter waren die Nachkommen Esaus, des Zwillingsbruders von Jakob. Sie wohnten in Seir, südlich des Toten Meeres. Früher hatten dort die Horiter gewohnt, die von den Söhnen Esaus verdrängt und vernichtet wurden (5.Mo 2,12). Das Land war bergig; nur an der Westseite der Kämme der Bergkette fällt genug Regen, um Weizen und Gerste anbauen zu können, und in tieferen Lagen nimmt die Regenmenge rapide ab – wie Isaak seinem Sohn verheißen hatte:

[...] Siehe, fern vom Fett der Erde wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels oben. [...] und deinem Bruder wirst du dienen. Doch wird es geschehen, wenn du dich losmachst, wirst du sein Joch von deinem Hals wegreißen. (1.Mo 27,39-40)

Gott forderte Frieden zwischen den Brüdervölkern, dennoch gab es immer wieder Zusammenstöße zwischen Edomitern und Israeliten: Saul kämpfte mit ihnen, David unterwarf sie um 1000 v.Chr., Salomo herrschte über sie (1.Sam 14,47; 2.Sam 8,13; 1.Kön 9,26; 11,14-15). Erst als das Königreich Juda zerfiel, erlangten die Edomiter ihre Unabhängigkeit zurück (unter Joram, 2.Kön 8,20-22). Im 8. Jh. v. Chr. konnte Amazja Edom erneut unterwerfen und die fast unbezwingbare Hauptstadt Sela (Petra) einnehmen (2.Kön 14,7), doch unter Ahas erlangten die Edomiter ihre Unabhängigkeit zurück (2.Kön 16,6). Als Nebukadnezar die Juden in die babylonische Gefangenschaft versklavte, jubelten die Edomiter und freuten sich über das Missgeschick ihres Bruders (V.12). Sie hätten ihrem Bruder Jakob helfen sollen, anstatt sich über dessen Schicksal zu freuen und selbst gewalttätig an ihnen zu handeln und die Feinde zu unterstützen (V.10-14). Das gebietet die Bruderliebe und darüber hinaus hätte insbesondere Edom erkennen sollen, dass der HERR selbst im Land Israel und Juda war (vgl. Hes 35,10). Jede Feindschaft gegen Gottes Volk richtet sich gleichzeitig gegen Gott selbst (vgl. Mt 25,40; Apg 9,5)!

Deshalb (und auch wegen seines Stolzes, V.3) war die Zeit des Gerichts für Edom nahe (V.15). Das geschah im späten 6. bzw. frühen 5. Jh. v.Chr., als die Nabatäer Edom eroberten (vgl. Mal 1,2-4; Jer 49,16) – die auch den Namen der Hauptstadt, Sela, in Petra umänderten. Vor allem aber weist die Ankündigung des Tages des HERRN auf das große Gericht hin, bei dem der Herr Jesus nach seinem Wiederkommen alle Nationen richten wird. Das Land Israel wird dann von aller Fremdherrschaft befreit und von den Söhnen Israels in Besitz genommen werden (V.17-20). Das Gebirge Esau wird von „Rettern“ gerichtet werden (V.21) – vielleicht so ähnlich, wie in der Zeit der Richter (Ri 3,9.15). Die „Retter“ werden das Gericht unter der Herrschaft Christi ausüben (vgl. Off 20,4).

Wie alle Propheten schließt auch Obadja seine Gerichtsbotschaft nicht ohne einen Hinweis auf das darauf folgende Königreich (V.17.21). Das Königreich wird dem HERRN (genauer: Jesus Christus) gehören. Kennzeichen dieses messianischen Reiches wird Heiligkeit sein. Nur der Heilige Israels, Jesus Christus, kann es aufrichten. Unheilige Menschen (und das sind wir alle) wären dazu nicht in der Lage.

Interessant ist V.4, wo von der Möglichkeit gesprochen wird, sich ein „Zuhause“ (eine Raumstation) zwischen die Sterne zu setzen. Selbst die Möglichkeiten, die die Raumfahrt in unserer Zeit eröffnet, bleiben in der Bibel nicht unerwähnt! Der Mensch schwingt sich immer weiter hinaus, erobert sich neue Räume – und meint in seinem Hochmut, dies alles ohne Gott tun zu können (obwohl nur Gott uns den dafür nötigen Verstand geben konnte; kein Zufall). Ferner meint der Mensch, die „Hypothese Gott“ endgültig widerlegt zu haben, weil ihm Gott auch im Weltraum nicht begegnet sei. Aber Gott wird die hochmütigen Menschen auch von ihrem Ort zwischen den Sternen herabstoßen und auf den Boden der Tatsachen zurückholen – spätestens am Tag des Gerichts!


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