Jeremia 38

Sept 19

Heutige Bibellese:

Jeremia 37,1-38,28 / Römer 15,25-16,7 / Psalm 65,1-14 / Sprüche 23,26-28


Jeremia war gefangen, aber er hörte nicht auf, Gottes Wort zu verkündigen (V.1-3). Darin gleicht er dem Apostel Paulus (Eph 4,1; Phil 1,12-14) und vielen anderen Dienern Christi. Menschen, die das Evangelium verkündigen, kann man gefangen nehmen („binden“), aber das Evangelium selbst nicht:

[...] in dem ich Leid ertrage bis zu Fesseln wie ein Übeltäter! Aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. (2.Tim 2,9)

Das einzige, was man tun konnte, um diesen unbequemen Propheten zum Schweigen zu bringen, war, ihn zu töten – und genau das versuchten die Obersten (V.4). Menschlich gesehen hatten sie sogar recht. Jemand der öffentlich zur Fahnenflucht aufruft, ist äußerst staatsgefährdend. Doch Jeremia sprach im Auftrag Gottes. Und deshalb war das Befolgen seiner Worte die einzige Möglichkeit, um noch größeren Schaden von Volk und Land abzuwenden.

Die Antwort des Königs auf die Forderung seiner Obersten ist erschütternd! Es war schon traurig, dass er als König nicht mehr geistliches Beurteilungsvermögen und Gottvertrauen besaß. Doch seine Antwort, dass er nichts gegen seine Obersten tun könne, war ein reines Eingeständnis seiner eigenen Schwäche. Wo war seine königliche Macht und Stärke?

Wie steht es um uns? Besitzen wir den Mut eines Jeremia, selbst unter ungünstigen Umständen Gottes Wort weiterzusagen? Oder lassen wir uns wie König Zedekia durch Andersgesinnte, die öffentliche Meinung, den Zeitgeist usw. beherrschen und denken, dass wir gegen diese scheinbare Übermacht nichts ausrichten könnten? Können wir wie Petrus, Johannes und Paulus bekennen:

Denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden. (Apg 4,20)

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht [...] (Röm 1,16)

Die Angst des Königs vor den Obersten wird auch im zweiten Teil des Kapitels wieder deutlich. Er ließ Jeremia holen, weil er unbedingt wissen wollte, ob er ein Wort von Gott für ihn hätte (V.14). Am Ende des Gesprächs musste Jeremia ihm versichern, den Obersten nicht zu erzählen, was er zu ihm geredet hätte (V.25-26). Jeremia hielt sich an diese Anweisung des Königs (V.27; vgl. Röm 13,1-2)!

Jeremia hatte Bedenken, mit dem König zu reden, weil er wusste, dass Gott keine Botschaft für ihn hatte, die ihm gefallen würde, und er um sein Leben fürchtete (V.15). Der König versicherte ihm, dass er ihn nicht töten würde (V.16). Aber auf die zweite Befürchtung, dass der König nicht hören würde, bekam Jeremia keine Antwort! Tatsächlich glaubte der König ihm nicht (jedenfalls handelte er nicht danach). Immer wieder müssen Diener Gottes erleben, dass man ihren Worten nicht glaubt – aber auch dem Herrn Jesus erging es nicht besser:

[...] Wenn du der Christus bist, so sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sagte, so würdet ihr nicht glauben (Lk 22,67)


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