Markus 16,7-8

März 12

Heutige Bibellese:

3.Mose 22,17-23,44 / Markus 16,1-20 / Psalm 57,1-12 / Sprüche 11,9


Und sie gingen hinaus und flohen von der Gruft. Denn Zittern und Bestürzung hatte sie ergriffen, und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich. (Mk 16,8)

[...] und sie kehrten von der Gruft zurück und verkündeten dies alles den elf [Aposteln] und den Übrigen allen. (Lk 24,9)

Bezüglich der Osterereignisse scheint es viele Widersprüche zwischen den Berichten der vier Evangelien zu geben. Doch bei genauerer Betrachtung und Berücksichtigung der Tatsache, dass der orientalische Schreibstil sich von dem westlichen unterscheidet, lassen sich alle Ungereimtheiten erklären. So lässt sich der Widerspruch zwischen Mk und Lk sehr einfach beheben, wenn man bei Markus „davon“ ergänzt (was sich auf die besondere Botschaft der Engel bezieht, dass die Jünger nach Galiläa gehen sollten, um dort den auferstanden Jesus zu treffen). Lukas erwähnt diese besondere Engelbotschaft nicht. Deshalb ist anzunehmen, dass die Frauen den Jüngern alle anderen Ereignisse berichteten, was Lukas zu der Aussage „alles“ berechtigt. Aus dem Bericht der Emmausjünger (Lk 24,22-23) kann man schließen, dass die Jünger wohl die Tatsache des leeren Grabes glaubten, bezüglich der Botschaft der Engel, dass Jesus lebe, aber Zweifel hegten (und deshalb im Konjunktiv darüber berichteten). Dieser Zweifel könnte dazu geführt haben, dass die Frauen die zusätzliche Botschaft der Engel, dass die Jünger nach Galiläa gehen sollten, nicht mehr überbrachten. Damit steht auch der Bericht von Matthäus in Einklang, der in 28,8 zwar berichtet, dass die Frauen das Grab mit der Absicht verließen, es den Jüngern zu sagen, aber offen lässt, ob sie es wirklich taten. Vielmehr ist der erneute (durch Jesus selbst gegebene) Auftrag in V.10, dies zu tun, ein Hinweis darauf, dass sie es noch nicht getan hatten.

Die Ergänzung des „davon“ bei Mk ist keine willkürliche Ergänzung, sondern eine vom Zusammenhang her gebotene Ergänzung, die die besondere Mentalität der biblischen Schriftsteller berücksichtigt, die immer wieder und auf verschiedenste Weise unvollständig berichten, Gedankensprünge machen und selbst einzelne, für das Verständnis wichtige Worte auslassen.


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