Hesekiel 23

Nov 11

Heutige Bibellese:

Hesekiel 23,1-49 / 1.Petrus 4,7-5,14 / Psalm 110,1-7 / Sprüche 27,11


Samaria und Jerusalem, die Hauptstädte des Nord- und Südreiches, werden mit zwei Schwestern verglichen. Ohola steht für Samaria, Oholiba für Jerusalem (V.4).

Ohola bedeutet „ihr Zelt“, Oholiba „mein Zelt in ihr“. Mit dem Zelt ist die Stiftshütte gemeint, die allerdings seit Salomo durch den Tempel abgelöst worden war. Der Überlieferung nach hat Salomo das Zelt der Begegnung (die Stiftshütte), das durch die Einweihung des Tempels seine Bedeutung verlor, unter dem Tempel eingelagert, so dass das Zelt quasi im Tempel aufgegangen ist. Manchmal wurde der Tempel auch noch Zelt genannt (z.B. wird im Hebräerbrief, der noch vor der Zerstörung des Tempels geschrieben wurde, stets vom Zelt geredet, anstatt vom Tempel) bzw. das Zelt Tempel (Ps 27 stammt von David und damit aus der Zeit, als der Tempel noch nicht erbaut war):

[...] danach trachte ich: zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des HERRN und nachzudenken in seinem Tempel. Denn er wird mich bergen in seiner Hütte am Tag des Unheils, er wird mich verbergen im Versteck seines Zeltes [...] (Ps 27,4-5)

Da der Tempel in Jerusalem stand, nennt der HERR diese Stadt „mein Zelt in ihr“ (Oholiba). Im Nordreich gab es nur Götzenopferstätten, aber keinen Tempel, der nach den Anordnungen des HERRN erbaut wurde (denn der wollte nur an einem Ort verehrt werden, in Jerusalem). Das „Zelt“ (der Tempel) Samarias war also nur ihr Zelt, nicht das Zelt des HERRN. Genau das drückt der Name Ohola aus.

Mit dem nächsten Abschnitt, Kapitel 24, endet der erste Teil des Buches Hesekiel mit der Beschreibung der Zerstörung Jerusalems. Am Ende des 24. Kapitels wird berichtet, dass Hesekiel seine Sprachfähigkeit zurückerhielt. Sieben Jahre lang (vom 5. Jahr der Wegführung an bis zur Zerstörung Jerusalems 586 v.Chr.) konnte Hesekiel nur das reden, was der HERR ihm auftrug. Er konnte nicht über das Wetter oder andere Nebensächlichkeiten reden, sondern nur fromme, mahnende Worte! Worüber reden wir?

Zentrales Thema des ersten Teils ist die Sünde Judas und Jerusalems und der Weggang der Herrlichkeit des HERRN (im 6. Jahr Zedekias, vgl. 8,1; 9,3; 10,4.18-19; 11,22-23). Im zweiten Teil, Kapitel 25-32, wird das Gericht über sieben Nationen bzw. Städte geweissagt. Der dritte Teil, Kapitel 33-48, ist ein Spiegelbild zum ersten Teil. Dort werden die zukünftigen Segnungen Israels im Tausendjährigen Reich beschrieben und die Rückkehr der Herrlichkeit des HERRN.

Nachdem die Herrlichkeit des HERRN den Tempel verlassen hatte, kehrte sie nicht wieder dahin zurück; im nachexilischen Tempel, der durch Herodes zu größter Pracht gelangte (worauf auch die Jünger Jesus hinwiesen: Mk 13,1; vgl. Hag 2,9), war sie nicht gegenwärtig. Hesekiel beschreibt erst in Kap. 43 die (noch zukünftige) Rückkehr der Herrlichkeit des HERRN. Nur zweimal kam sie zwischendurch auf die Erde zurück: Sie überschattete Maria und zeugte Jesus (Lk 1,35) und sie kam bei der Verklärung Jesu (Lk 9,34).


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