1.Könige 3,16-28

Juni 20

Heutige Bibellese:

1.Könige 3,3-5,14 / Apostelgeschichte 13,14-41 / Psalm 138,1-8 / Sprüche 17,17-18


Der Bericht über das weise Urteil Salomos ist so bekannt, dass man beim Lesen kaum noch über die Weisheit Salomos staunt, die sein Handeln offenbart.

In heutiger Zeit würde man den Fall der beiden Huren durch eine DNA-Analyse klären. Aber technischer Fortschritt hat nichts mit Weisheit zu tun – im Gegenteil: er führt zu einer Verarmung an Weisheit. Wenn man die Geschichte kennt, ist sofort klar, dass Salomos Weg sehr gut war, um den Fall zu klären. Aber wer käme auf eine entsprechende Idee, ohne die Lösung vorher zu kennen?

Salomo musste herausfinden, was in den Herzen der Frauen vorging. So konnten sich die Frauen verstellen, aber wenn eine schnelle Reaktion ihres Herzens gefragt war, dann musste die Wahrheit ans Licht kommen. Deshalb ließ der König ein Schwert holen, mit dem das lebende Kind zerschnitten werden sollte. Die wahre Mutter sagte daraufhin, dass das Kind der anderen Frau gegeben werden sollte. Als Mutter liebte sie ihr Kind. Und die Liebe „sucht nicht das Ihre“ (1.Kor 13,5), sondern ist auf das Wohl des anderen bedacht. Deshalb wollte die wahre Mutter, dass das Kind am Leben bliebe, auch wenn dieses dann bei der anderen Frau lebte und sie selbst nichts von ihrem Kind würde haben können. Die andere Frau reagierte dagegen hartherzig. Ihr Kind war ja schon tot, deshalb hatte sie kein Problem damit, wenn das andere Kind auch getötet würde. Dadurch war der Fall geklärt.

Vielleicht erscheint uns das Vorgehen Salomos sogar riskant. Wie leicht hätte es schief gehen können! Doch das zeigt nur, wie wenig wir mir der Weisheit vertraut sind und wie wenig wir es verstehen, die Herzen anderer Menschen zu erforschen. Salomo mit seiner göttlichen Weisheit sah vermutlich überhaupt kein Risiko, sondern war sich bewusst, dass dies der richtige Weg war, die Wahrheit herauszufinden.


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