Apostelgeschichte 27,1-21

Sept 30

Heutige Bibellese:

1.Chronik 1,1-2,55 / Apostelgeschichte 27,1-20 / Psalm 74,1-23 / Sprüche 24,17-18


Warum wird die Schiffsreise von Cäsarea nach Rom so ausführlich beschrieben? Wie alles in der Bibel so ist auch dies zu unserer Belehrung geschrieben (Röm 15,4). Die Apostelgeschichte ist die erste Kirchengeschichte und gleichzeitig die einzige inspirierte. Doch ihre Berichte beschränken sich auf die Anfangszeit. Wäre es nicht schön, auch über die spätere Entwicklung der Christenheit einen inspirierten Bericht zu haben? Genau das finden wir in der Beschreibung der Schiffsreise! Hier wird ein prophetischer Ausblick gegeben, wie es weitergeht.

Auf die friedliche Anfangszeit, in der das Evangelium in die Welt getragen wurde, folgten „stürmischere Zeiten“ mit „widrigen Winden“ (V.4). Das entspricht der Zeit Smyrnas (Off 2,8-11). Die widrigen Winde stehen einerseits für Bedrängnisse und Verfolgungen (Off 2,10) und andererseits für den „Wind“ falscher Lehren (Eph 4,14), durch die unbefestigte („unmündige“) Christen hin- und hergeworfen werden. Die Erwähnung des Aristarch (V.2) deutet ebenfalls auf Leiden hin, denn er wurde in Ephesus von der aufgebrachten Volksmenge mit fortgerissen (19,29).

Auf diese stürmische Zeit folgte eine kirchengeschichtlich ruhigere Epoche. Unter Konstantin wurde das Christentum Staatsreligion (Pergamus; Off 2,12-17). Die See ist ruhig und der Hauptmann glaubt dem Steuermann und dem Schiffsherrn, dass die Fahrt gewagt werden könne (V.11). Das entspricht dem Klerikalismus, der in der Staatskirche Einzug erhielt: man glaubt den „Autoritäten“ mehr als dem Wort Gottes (und den Laien). Doch wenn man Menschen mehr glaubt als Gott, läuft der Glaube Gefahr, Schiffbruch zu erleiden (V.14-15).

Die in V.20 erwähnten „vielen Tagen“, an denen weder Sonne noch Sterne schienen, weist auf die lange Finsternis des Mittelalters hin. In dieser Zeit gab es weder Licht noch Speise (V.20-21). Bibel und Gottesdienst gab es nur in lateinischer Sprache; dem Volk wurde das Wort Gottes (die wahrhaftige Speise) vorenthalten. Und was noch schlimmer war: es gab keine Hoffnung auf Rettung (V.20). Das Wissen um die Rechtfertigung aus Glauben war verloren gegangen!


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